Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Die Türken werden entweder gar nicht oder sehr spat kommen. 
Ihre Macht ist entschieden im Sinken, nach Innen faul, nach 
Außen weit; zur Vertheidigung schlecht, bereit immer nur zum 
Angriff. Die türkische Seemacht ist unter den Nachfolgern So- 
limans heruntergekommen, die Landmacht ist verdorben, die Ja- 
nitscharen in innerer Auflösung. Die Niederlage bei St. Gott 
hard hat diese Schwäche bewiesen und zugleich vergrößert. Dazu 
kommt der unfähige politische Zustand, der despotische Druck, 
der Zwiespalt der Machthaber, das geschwächte Ansehen des Sul 
tans, die Emancipation der Paschas. Dazu kommt, daß mitten 
im türkischen Reiche selbst, in den wichtigsten Städten desselben, 
wie Constantinopel, Cairo, Smyrna, Jerusalem, die Franzosen 
in der christlichen Bevölkerung natürliche Bundesgenossen finden. 
Und wie locker das Band ist, welches Aegypten mit der Türkei 
verbindet, hat vor wenigen Jahren (1660) der Aufstand unter 
Achmet Pascha gezeigt. 
Die französische Expedition hat demnach die Türken wenig 
zu fürchten. Noch weniger die Nachbarvölker Aegyptens: die 
Araber wollen Freiheit, die Nubier sind zum Abfall geneigt, die 
Abyssinier sind leicht für Frankreich zu gewinnen, die Georgier 
sind der türkischen Herrschaft feindlich gesinnt. 
So gering sind die Hindernisse, welche der französischen Ex 
pedition von Seiten des Orients im Wege stehen. Sie sind noch 
geringer von Seiten Europas. Der Kaiser, Polen und Ruß 
land haben selbst die Türken zu fürchten; sie werden die franzö 
sische Expedition aus eigenem Interesse eher begünstigen als hin 
dern ; namentlich wird der Kaiser sich den Türken gegenüber eher 
mit Frankreich verbinden, als sich demselben feindlich entgegen 
stellen. Wenn aber Oestreich und Frankreich vereinigt sind, so 
ist Niemand in Europa zu fürchten. Schweden geht mit Frank-
	        
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