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*) Werke von Leibniz. (O. Klopp.) I. R. II. Band. Einl.
S. XXXV. Vgl. S. XXIX.
Erst im Jahr 1755 erfuhr man aus dem Briefwechsel zwi
schen Leibniz und Ludolf, den Michaelis herausgab, daß Leibniz
nicht bloß die Idee einer ägyptischen Expedition gehabt habe, son
dern auf Boineburgs Betrieb von deni Kurfürsten Johann Phi
lipp angewiesen worden sei, eine Denkschrift darüber zu verfassen,
um den Plan in Frankreich zur Geltung zu bringen. Mehr er
fuhr man nicht. Und vierzig Jahre später erzählte Eberhard von
Hörensagen, daß über den Plan einer äpyptischen Expedition lcib-
nizische Handschriften in der Bibliothek zu Hannover aufbewahrt
lägen. Genaueres erfuhr man nicht*).
6. Leibniz und Napoleon.
Mit einem Male erhellt sich das Dunkel, und die leibnizi-
schen Entwürfe erregen plötzlich das Aufsehen der Welt. Napo
leon macht im Jahr 1798 seine berühmte Expedition nach Aegyp
ten. Es war seine Idee, nicht die des Directoriums, welches
ihm, der die Unternehmung gefordert hatte, nachgab. Fünf Jahre
später (1803) erklärt eine englische Broschüre, daß Napoleon ge
than habe, was einst Leibniz Ludwig XIV gerathen, daß Napo
leon die Entwürfe des deutschen Philosophen gekannt und ausge
führt habe. Französische Geschichtsschreiber, wie Thiers und
Michaud, sind dieser Ansicht beigetreten; sie haben angenommen,
daß Napoleon vor seinem Zuge nach Aegypten die leibnizischen
Denkschriften gekannt habe.
Diese Annahme ist falsch. Napoleon hat vor seiner Expe
dition Leibnizens Pläne nicht gekannt, denn die darauf bezügli
chen Denkschriften waren nicht in Paris, sondern in Hannover.
Er lernte die leibnizischen Ideen erst kennen, als ihn der Gene-