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Plans und der darauf bezüglichen Schriftstücke etwas näher ins
Auge fassen.
1. Die orientalische Frage im 17. Jahrhundert.
Die französische Expedition nach Aegypten, als ein Lud
wig XIV vorgelegter Entwurf, muß zunächst angesehen werden
als eine besondere Wendung einer allgemeinen, jenem Zeitalter
nahe gelegten und dringenden Weltfrage, als ein besonderer Weg
zu deren Lösung. Ich meine die orientalische Frage. Man weiß,
was im siebzehnten Jahrhundert die Türken bedeuten, welche
Gefahren dem Reiche fortwährend von dieser Seite her drohen.
Seit dem Siege Karls V bei Lepanto erscheint der Türkenkrieg
als eine Sache des Reichs und der Christenheit. Und gerade in
dem letzten Jahrzehend vor unserer Denkschrift war diese Gefahr
furchtbarer als je. Im Jahre 1660 sind die Türken von Neuem
verheerend in Ungarn eingebrochen, Neuhäusel ist gefallen, der
Kaiser bedarf gegen sie der Hülfe der Reichsstände; diese wird
ihm gewährt auf dem Reichstage von Regensburg 1663, wo es
namentlich Boineburg ist, der dieser Sache eifrig und erfolg
reich das Wort redet *). Es folgt der Sieg über die Türken bei
St. Gotthard an der Raab. Ludwig XIV selbst hat in diesem
Kampf gegen den allgemeinen Feind der Christenheit den Kaiser
unterstützt. Doch hat der Friede vom Jahr 1664 die Macht
stellung der Türken keineswegs erschüttert und die stets drohende
Gefahr nicht abgestellt.
An diesen Punkt knüpft sich eine große, namentlich der kur
mainzischen Politik willkommene und von dieser besonders gehegte
Hoffnung. Der westfälische Friede, die Sicherheit des Reichs,
*) Vergl. oben Cap. IV. Nr. I. 2. S. 83. 84.