Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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klärt sich Leibniz in einem Briefe an seinen früheren Lehrer Ja 
cob Thomasius. 
In einem Punkt ist er einverstanden mit der neueren Philo 
sophie, wie sie ihm vorliegt, insbesondere mit der Lehre Descar- 
tes': darin nämlich, daß die Naturerscheinungen bloß aus der 
Größe, Figur und Bewegung der Körper erklärt werden sollen. 
Dieß hat Descartes gewollt, aber nicht geleistet. Darum ist 
Leibniz einverstanden mit seiner Aufgabe, nicht mit seinem Sy 
stem. „Ich bekenne," sagt er von sich selbst, „daß ich nichts we 
niger bin als ein Cartesianer*)". Was die neueren Philosophen 
in der Naturerklärung wollen, das, findet Leibniz, habe Aristote 
les weit besser gelöst. Aristoteles habe geleistet, was jene nur 
fordern. „Ich scheue mich nicht zu sagen, daß ich in den physi 
kalischen Büchern des Aristoteles mehr Wahrheiten finde, als in 
den Meditationen Descartes'; so weit bin ich entfernt, ein Car- 
tesianer zu sein**)." 
Eben hier liegt die Möglichkeit und die Nothwendigkeit, den 
Aristoteles mit der neueren Philosophie zu versöhnen. Man fin 
det auf aristotelischem Wege die Aufgabe gelöst, die sich die Neue 
ren gestellt haben. „Ich kann," schreibt Leibniz, „die Möglich 
keit einer solchen Versöhnung nicht besser darthun, als wenn ich 
fordere, man möge mir in der Physik irgend ein aristotelisches 
Princip zeigen, das sich nicht durch Größe, Figur und Bewe 
gung erklären lasse***)." Diesen Beweis sucht Leibniz zu führen 
in Betreff der drei aristotelischen Grundbegriffe: Materie, Form, 
Bewegung. Denn die Materie oder die Natur des Körpers 
besteht in der Ausdehnung und in der raumerfüllenden Kraft, 
'") Ep. ad Jacobum Thomasium Nr. III. 
**) Ebendaselbst Nr. IY. 
'***) Ebendaselbst Nr. V —IX.
	        
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