Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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ter in Eisenach war, Präsident des geheimen Raths und Ober 
marschall. Ein Protestant in der Stelle eines ersten Ministers 
am Hofe des ersten katholischen Kirchenfürsten in Deutschland! 
Einen solchen Widerspruch konnten die damaligen Verhältnisse 
nicht auf die Dauer ertragen. Zum Theil mag es Nachgiebigkeit 
gegen die Macht dieser Verhältnisse, zum Theil wirklich eine reli 
giöse Umstimmung gewesen sein, die Boineburg dazu brachten, 
den Glauben seiner Väter zu verlassen und hier in Mainz zur 
römisch-katholischen Kirche überzutreten. Es ist gewiß, daß die 
ser Uebertritt seine politische Stellung in Mainz befestigen mußte 
und daß zugleich Boineburgs religiös-beweglicher Sinn sich zum 
Katholicismus hingetrieben fühlte, daß also äußere und innere 
Gründe zugleich die Bekehrung veranlaßten. Das siebzehnte 
Jahrhundert ist reich an solchen Bekehrungen, deren Motive aus 
weltlichen Interessen und einer katholisirenden Phantasie eigen 
thümlich gemischt waren. Dem feindseligen und blinden Glau 
benseifer, der häufig die Apostaten zu befallen und gegen ihren 
eigenen früheren Glauben fanatisch zu verdunkeln pflegt, blieb 
Boineburg fremd; er war aufrichtig tolerant und wünschte die 
Wiedervereinigung beider Kirchen im Sinne der Versöhnung und 
Ausgleichung. Auch in dieser Rücksicht sind seine Ideen einfluß 
reich aus Leibniz gewesen. 
2. Politische Bedeutung. 
Zwölf Jahre steht Boineburg in Mainz an der Spitze der 
Staatsgeschäfte, und da Mainz als die erste deutsche Kurmacht 
zugleich die Führung der Reichsgeschäfte zu besorgen hat, so ist 
Boineburg im weitesten Umfange thätig, und sein Einfluß erstreckt 
sich namentlich in dem Jahrzehend von 1653—1663 auf die wich 
tigsten Fragen der deutschen und europäischen Angelegenhei-
	        
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