Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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in den Anfang seiner akademischen Jahre fällt, ist ein bedeutungs 
voller Moment in seinem Leben, welches berufen war, die Sache 
der neuen Philosophie so außerordentlich zu fördern. Den Ueber- 
gang von der scholastischen zur neuen Philosophie hatten die Ita 
liener des sechszehnten Jahrhunderts gemacht, Männer wie Car 
danus und Campanella; die größte wissenschaftliche Reform der 
äußeren Weltanschaung war von Kopernikus ausgegangen, dessen 
System Galilei bewiesen und Keppler entwickelt und durchgeführt 
hatte; die neue Philosophie selbst war begründet worden von Bacon 
und Descartes*). „Jetzt trifft es sich so glücklich," erzählt Leibniz 
in seinem Pacidius, „daß die Pläne eines großen Mannes, des 
englischen Kanzlers Franz Bacon über die Vermehrung der Wis 
senschaften, daß die höchsten Gedanken des Cardanus und Cam 
panella , daß die Proben einer besseren Philosophie in den Schrif 
ten der Keppler, Galilei, Descartes in die Hände dieses Jüng 
lings gelangten**)." 
Was ihm sogleich einleuchtet, ist der durchgreifende Gegen 
satz zwischen der scholastischen und dieser neuen Vorstellungsweise. 
Und was den Kern und Gehalt dieses Gegensatzes ausmacht, ist 
die Erklärung der Dinge entweder durch die Zweckbegriffe, „die 
substantiellen Formen", wie es die Scholastiker nannten, oder 
durch die mechanische Causalität. Das große Problem, welches 
er in der Philosophie auflösen sollte, liegt jetzt vor ihm, zunächst 
in der Form einer Alternative: substantielle Formen oder Mecha 
nismus? Endursachen oder mechanische Causalität? Er versinkt 
in diese Untersuchung, die ihn unaufhörlich beschäftigt, nament 
lich auf seinen einsamen Spaziergängen; zuletzt siegt die Ueber- 
*) Vgl. dieses Werk II. Auch I. Band. Einleitung S. 81 — 123. 
-**) | n gpec. Pacidii introduct. hist. (Ed. Erdmauii pg. 
91. 92).
	        
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