Volltext: St. Severin zu Passau [4]

erhalten. Schon aufgrund des malerischen Steinwechsels im Bogenrund, der sich sonst in der 
Kirche nicht findet, dürfen wir das Tor wohl ungefähr in dieselbe Zeit setzen, wie das Westportal 
Bild 43) und das Ostfenster der Severinszelle (Bild 50). 
Nur eine Mauernische, keine durchgreifende Fensteröffnung, war dagegen eine Wandaus— 
sparung, welche in der unteren Hälfte der Nordwand 3,02 mvor deren östlichem Ende und 
1,64 m über dem Kirchenboden zum Vorschein kam (Bild 57 und 63). Vom Putz der Leibung 
vat sich einiges erhalten. Die Blendöffnung, die in zwei Bauabschnitten zuerst verkleinert und 
dann ganz ausgefüllt wurde, läßt auch die Spur einer Bogenrundung erkennen z. T. in Tuffstein 
und ohne eigentliche Wölbung gemauert. Die Hauptabmessungen betragen o,71 und 1,90 m. 
Das Nischengewände setzt sich gegen die Umgebung unregelmäßig und mehr oder minder deut— 
lich ab. Es kennzeichnet sich dadurch als spätere Zutat, nach der Gliederung etwa aus romanischer 
Zeit. Die Nische wurde also damals erst aus der an sich älteren Nordmauer herausgebrochen. 
Noch ein Stück weiter östlich von genanntem Blendfenster findet sihh in der Mauer nur 
6 cm von der Nordostecke ein einzelner sorgfältig behauener Tuffstein, der nach seiner Bearbeitung 
sogar noch aus einem älteren römischen Gebäude stammen könnte. Merkmale oder Einarbeitungen 
zeigten sich bei seiner Herausnahme aus dem Verband aber nicht. 
Was schließlich die Verschiedenartigkeit im Gestein und in der Ausführung der oberen und 
unteren Hälfte der Nordwand anlangt (vergl. Bild 57), so läßt sich die Höhe des Wechsels fast 
auf die Schicht genau angeben, 4,90 m über Pflasteroberkante und 4,55 m unterhalb der Decke 
wird das kleinsteinige in ziemlich gleichmäßigen niederen Schichten aufgebaute Granit- und Gneis— 
mauerwerk der unteren Hälfte abgelöst von solchem aus größeren Steinen in unregelmäßiger 
Anordnung und fast ohne jede Schichtung. Der Wechsel setzt etwa in der 14. Flachschicht über 
dem Scheitel des Rundbogentores der Nordwand ein und ist so deutlich und durchgreifend, 
daß er nur mit einem nachträglichen Aufbau der Wand erklärt werden kann, sei es daß diese 
vorher überhaupt nicht so hoch oder durch irgendein Ereignis zum teilweisen Einsturz gekommen 
war. Auch die letzte Möglichkeit ist jedenfalls ins Auge zu fassen trotz der Regelmäßigkeit der 
Schichtung gerade in der fraglichen Höhenlage, da man im Fall gewaltsamer Beränderung die 
verbliebenen obersten Lagen durch stellenweisen Abtrag wohl abgeglichen hatte. Von wiederholten 
Erschütterungen und Gebrechen des Mauerwerks erzählen jedenfalls die vier Schlaudern, welche 
heute über dem östlichen Abschnitt der Wand verteilt sind. Bedenken wir, daß die hochsitzenden 
Seitenfenster der Nordwand ihrer Form nach als romanisch angesprochen und mit dem um— 
gebenden Mauerwerk als gleichzeitig erkannt wurden, so kommt für die ganze Erhöhung der nörd— 
lichen Langhausmauer nur die romanische Zeit in Betracht. 
6. Südliche Langhauswand 
Auch an der Südwand des Langhauses GBild 65) konnte die verdeckende Hülle, abgesehen 
von dem vorgeblendeten Werksteinsockel, fast gänzlich abgenommen werden. Es kam im unteren Teil 
das alte, noch auf der Stadtansicht von 1825 (Bild 13), dem Grundriß von 1856 6GBild 6) und 
der Chlingenspergischen Südansicht (Bild 10) eingezeichnete spätgotische Südtor zum Vorschein; 
in der oberen Zone aber fanden sich mehrere Fenster verschiedener Form und Größe. Das Tor, 
8,85 im von der Südostecke des Langhauses und 7,82 m von der Südwestecke entfernt, hat eine 
Lichtweite von 2,25 m; der Bogenscheitel liegt 2,88 in über Sockeloberkante und 4,08 m über 
dem heutigen Kirchenboden im Langhaus. Gewände und Bogen sind zum Teil aus Tuff, zum 
Teil aus Granitbruchsteinen. Gewisse Abweichungen ergeben sich in der Bogenform: Während 
diese auf der Chlingenspergischen Außenansicht (Bild 10) spitzbogig in der Art der Hochgotik, auf 
dem kleinen Bild in der Stadtansicht (Bild 13) mit rundem Bogenabschluß eingezeichnet ist, trat
	        
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