anspruch eintrieb!). Hieher gehört auch die obige Bestimmung des
Passauer StR., die dem Leitgeb die Befugnis zubilligt, ungefügige,
trunkene und ungezogene Gäste unter dem Schugße des Hausfriedens-
rechtes vor die Türe zu segen und ihm Straflosigkeit zusichert, falls
er sie dabei verlegt. Vgl. hiezu Knapp, 456 nebst den dortigen Be-
legen aus den Gerichten Kögting, Cham, Kelheim, Abbach und die
Glosse zum Ssp. II, 16%?), Eine weitere Entsprechung zur Passauer
Sagung bietet das StR. von Schongau aus dem 14. Jahrhundert?), be-
sonders aber das von Landshut aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts *).
Andere Personen als der Leitgeb, etwa Mitgäste, waren nicht be-
fugt, mit Anspruch auf Straflosigkeit gewaltsam gegen ungeziemend
sich benehmende Wirtshausbesucher vorzugehen. Denn „im Wirts-
hause verbrach niemand mehr als auf dem Felde“, „der Trinkleute
Krieg in Leuthäusern war keine Heimsuchung“, „die Heimsuchung
war niemands als des Wirtes, dem das Haus gehörte“ (vgl. Winkler,
S. 158).
!) StR. von Burghausen (Haeutle, 183): „Swer dehainen Leitgeben icht auz
trait uber seinen willen ..., der Richter schol dem Leitgeben von sein selbs Guet
gelten für den, der im ‚da auz hat getragen“; ganz ähnlich StR. von Neuötting
(ders. 23); von Traunstein (v. Westenrieder, Gloss. p. XXVIJ).
?) „Wer auch in eines bidermans haus zu dem bier oder zu dem wein sitzt
und unbescheiden mit worten ist u. sich des nit schemt noch des auch nicht lässet,
den mag wol ein bescheiden. biderman strafen mit einem unbeschutten brande
und in denn wider in das feur legen und bleibt es on wandel.“ Das Drein-
schlagen mit glühenden Feuerbränden, auch in Wolfram v. Eschenbachs Willehalm
286, 3, ist nach Grimm, RA. II, 350 wohl ein altes Züchtigungsmittel. Der Frei-
heitsbrief Ludwigs des Bayern für Kösting vom 11. November 1344 ist abgedruckt
in Verh. d. hist. Ver. f. Niederb. 22. Bd. (1882), S. 166 f. Das Landrecht der Sieben
Freien bei Bochum gestattet, den Buben, der sich beim Gelage ungebührlich
benimmt, „in heiler Haut zu unterweisen“, d, h. durchzuprügeln; Grimm, Weis-
tümer 3, 68.
9) Haeutle, 70: „Und Gieng ainer ainig oder mit leuten in aines wirtes haus
und wolt da zeren, zer tret der mit dem wirt, das ist kain hainsüchen. Wolt er
aber den wirt uber siczen (bedrängen) oder noten unpillichen, so sol der wirt
zwen oder drei zu im nemen, die in aus weysen. wolt er das nit geren tun, wie
sy den handlend on töden, das tünd sy on engaltniss und hat diser. hain-
gesucht.“ ;
*) Verh. d. hist. Ver, f. Niederb. 22, S. 156 f.: „in sweliches leitgebn oder in
sweliches andern mannes Haus ein man oder ein wip unzucht u. unfug begieng,
hiezz den der Hauswirt ausgen u, tat der des nicht: mit wew in des der Haus-
wirt betwingt oder dar zu bringen macht, daz der das Haus raumet, mit stozzen
oder mit slegen, ob halt plütrunst da geschach,, des sol der wirt. dhein engeltnuss
noch schaden habn u. an ansprach von dem Richter beleibn“.
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