Volltext: Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heiligen Augustin zu Ranshofen in Oberösterreich

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beschädigten die Bewohner des Weilhart durch Raub und Brand und kamen 
Nachts mit Gefangenen und Beute zurück. 
Aber die Rupertiner rückten nun am 24. Juli, 400 Mann stark, von Burg¬ 
hausen nach Ranshofen, besetzten es und stellten zwei Feldschlangen in dem 
Friedhofe zu St. Michael aut. Gegen dieselben zog dann die Besatzung von 
Braunau aus, hatte aber nicht den Muth zum Angriffe, sondern kehrte wieder 
zurück, aber auch die Rupertiner verliessen Ranshofen. Der Propst war indessen 
zu Braunau voll Angst für sein Stift gewesen, hörte jedoch, dass Alles gut 
abgelaufen sei. Er fürchtete sich nur vor dem Grafen und wurde auch noch 
am 24. Juli zu ihm berufen und erhielt den Befehl, den Thurm der St. Michaels¬ 
kirche, die Taferne, die Wohnungen des Thorstehers und Hofrichters sammt 
dem Krankenhause ganz abzubrechen, auch die Mauern des Stiftes an einem 
fheile zu eröffnen, damit sich kein Feind dort mehr aufhalten könnte. Der 
Propst bat den Grafen, sich selbst zu überzeugen, dass jene Gebäude nicht so 
fest seien, um dem Feinde einen sichern Aufenthalt zu gewähren, der Graf 
versprach auch, dort hinzukommen. Am folgenden Tage kam er auch mit 
Edlen und Söldlingen, besah Alles, wurde so gut als möglich bewirthet und 
kehrte wieder nach Braunau zurück. Der Propst musste neuerdings zu ihm und 
erklärte dem Grafen auf seine Frage den Grund der Feindschaft der Braunauer 
gegen Ranshofen, weil sie nämlich dessen Unterthanen seien und nichts bezahlen 
wollen. Der ganze Bescheid lautete aber traurig genug, es sollen 20 Mann 
Besatzung in den Michaelsthurm kommen und das Stift müsse sie erhalten. 
Sie kamen auch schon am Abende des 26. Juli an, besetzten den Thurm, die 
Kirche und den Friedhof von St. Michael und befestigten sich sehr. Aber sie 
entweihten auch die Kirche, assen und tranken in derselben und trieben 
manchen Unfug. Dies dauerte bis zum 14. August, da rückten, gegen 6000 Mann 
stark, die Pfälzer heran; nach langem Kampfe, während dessen der Propst 
viel ausstand, ergab sich endlich die kleine Besatzung, welche sich sehr tapfer 
vertheidigt hatte und wurde in der Sacristei der Michaelskirche eingesperrt, 
wo der Propst derselben heimlich Brot zukommen liess. Die Pfälzer erlaubten 
sich nun im Stifte grossen Unfug, plünderten, schlachteten Ochsen und Schafe. 
Sie begannen dann die Belagerung von Braunau, welches sich nach einer tapfern 
Vertheidigung am 28. August ergab. Die Besatzung erhielt freien Abzug. 
Um diese Zeit wurde durch die Pfälzer die Kirche von Schwandt, nicht weit 
von Braunau, niedergebrannt, welche erst im Jahre lo21 wieder hergestellt 
wurde1). Am 20. August war der Herzog Rupert gestorben, aber seine 
Anhänger führten doch den Krieg fort, ungeachtet selbst der Kaiser Maximilian 
auf der Seite des Herzogs Albert stand. In Ranshofen trat jedoch jetzt mehr 
Ruhe ein, indem die Truppen von jener Gegend abberufen wurden, welche 
aber vor ihrem Abzüge noch manchen Muthwillen ausübten. Am 24. December, 
als der Propst zu Schärding war, wurden ihm plötzlich von dem Comman- 
danten einer Reiterschaar 2000 Ducaten als Friedegeld für das Stift abge¬ 
fordert, endlich begnügte sich dieser mit 2o0, welche später auch wirklich 
abgeliefert wurden. 
1) Urkundenbuch von Oberösterreich, Bd. II, S. 178.
	        
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