Volltext: Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heiligen Augustin zu Ranshofen in Oberösterreich

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waren, besonders am Freitage, gewöhnlich. Nach dem Gottesdienste beschäftigten 
sie sich in oder ausser dem Stifte mit Handarbeiten, innerhalb desselben mit 
Abschreiben von Büchern, Zurichten des Pergaments, Arbeit in Leder, Weberei, 
Drechslerei u. s. w.; ausserhalb mit der Cultur der Gärten, Pflanzen der Bäume, 
Ausrottung des Unkrautes, Heumachen, sogar das Ausgraben und Reinigen der 
Rüben wird angeführt! Dies dauerte vom Capitel bis zur Terz, Nachmittags bis 
zur Vesper. Täglich war eine feierliche Conventmesse, von dieser bis zur Sext 
war Zeit zum Studiren, zur Privatlesung, religiöser Conversation oder Kranken¬ 
besuch, dann erhielten sie auch eine Erfrischung. Das Mittagsmahl war anfangs 
sparsam, gewöhnlich nur zwei Gerichte, ausser wenn pietantia oder Frohmahl 
war, wo etwas mehr genossen wurde. Nach Tische und dem Gebete gingen 
Alle schweigend in das Dormitorium, konnten dort lesen , beten oder ausruhen 
bis drei Uhr, da war wieder Chor und, wenn nöthig, Vigilien für die Tod ten. 
Darnach war Trank im Refectorium, und nun folgte Handarbeit bis zur Vesper. 
Nach dieser war das Abendmahl, dann Lesen oder Schreiben unter Still¬ 
schweigen im Convente bis zur geistlichen Collation, welche vor dem Com¬ 
plete im Capitel gehalten wurde, wobei der Lector etwas aus der heiligen 
Schrift vorlas, und nachdem der Propst das adjutorium nostrum in nomine 
domini angestimmt hatte, begaben sich Alle in den Chor, um das Completorium 
zu beten; nach Vollendung desselben und des Asperges begaben sie sich in 
das Dormitorium zur Ruhe; Stillschweigen war auch an bestimmten Orten und 
Zeiten auferlegt. 
Fasten und Abstinenzen waren sehr strenge, von der Octave von Pfingsten 
bis Mitte September war am Mittwoch, Freitag und Samstag nur eine ordentliche 
Mahlzeit, ausgenommen an den Festen von neun Lectionen und den Octaven, im 
Advent und in der Fastenzeit war Enthaltsamkeit von Fleisch, ja sogar von Eiern 
und Käse. Das Andenken an Abgestorbene wurde feierlich begangen, besonders 
am Montage nach der Octave von Pfingsten und am Allerseelen-Tage. Diejenigen, 
welche nicht Priester waren, mussten die sieben Busspsalmen, und die nicht 
lesen konnten, sieben Vaterunser beten, auch wurden zwölf Arme im Stifte 
gespeiset. Vom Eigenthume sollten sie sich strenge enthalten, sonst stand Strafe 
darauf. Zum Schlüsse wollen wir noch bemerken, dass, wenn Einer die feierlichen 
Gelübde ablegte und dem Stifte etwas darbrachte, der Kämmerer sorgen musste, 
dass diese Sachen immer vorher in die Kirche gebracht würden und zwar auf 
den Altar, wenn anders der Gegenstand es zuliess; war dieses nicht der Fall, so 
sollte alles zu Opfernde laut vor den Gegenwärtigen genannt werden, damit sie 
nicht etwa hernach von jemand Ändern abgefordert werden könnten. Die älteste 
Formel der Profess war folgende: 
Ego N. offerens trado me ipsum cum bis oblationibus ad servitium huic 
ecclesiae et altari S. Mariae sanctique Pancratii martyris et promitto deo omni- 
potenti in praesentia cleri et populi me amodo hic victurum ad finem vitae meae 
secundum regulam Canonicorum et beati Augustini sine proprietate pro nosse et 
posse meo. Promitto etiam stabilitatem huic loco donec necessaria animae et 
corpori ullo modo habere potero, nec alieujus 1 evitatis instinclu vel quasi slric- 
tioris religionis obtentu hunc habitum mutabo vel hoc claustrum exibo. Promitto 
etiam obedientiam domino Praeposito N. et omnibus praefatae ecclesiae nostrae
	        
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