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die Disciplin aufrecht, sorgte für die Verschönerung der Stiftskirche, wo er den
Altar zu Ehren des Erzengels Michael errichtete, und gab sich viele Mühe, die
Schulden des Klosters zu tilgen. Er war stark an Geist und religiöser Gesinnung,
aber schwach an Körper und kränklich, und starb auch schon am 31. Januar 1749 ;
sein Grabstein ist noch in der Kirche vorhanden.
Am 15. April dieses Jahres war die neue Wahl unter dem Vorsitze des Va¬
terabtes und zugleich GeneralvicarsRobert von Heiligenkreuz in Gegenwart der
Zeugen, nämlich des Abtes Leopold von Engelszell und Josephs, Abtes von Schlier«
bach ; erwählt wurde Eu g e ni us I. (Schickmayr) , welcher dann am 20. April
vom Vaterabte im Stifte selbst benedicirt und infulirt wurde. Als Zeugen befan¬
den sich dabei der Abt von Schlierbach und Am and, Abt von Lambach, B ru¬
der des Eugeni us.
Dieser Eugen war zu Parz im Lande ob der Enns am 1. Mai 1717 geboren,
machte zu Baumgartenberg Profess am 29. September 1735, ward schon als
Kleriker Küchenmeister , und feierte am' 20. August 1741 seine Primiz. Bei der
Wahl im Jahre 1745 wäre er beinahe schon Abt geworden. Er übernahm das Amt
eines Kämmerers und die Ökonomie, und war sehr thätig, bis er nun zu der
hohen Würde erhoben wurde.
Er war immer gerne unter den Seinigen, bei Tische und im Chore, wo er
stets sich einfand, wenn nicht eine Krankheit oder sehr wichtige Geschäfte ihn
daran hinderten. Er führte eine strenge Disciplin ein, war aber überall selbstder
Erste mit Beispiel und That, auch war seine Andacht bei der Messe und den hei¬
ligen Ceremonien bewundernswerth. Er rettete die Capelle St. Ulrich auf dem
Berge bei dem Kloster vom Untergange , versah dieselbe mit neuen Altären,
einer Glocke und Kanzel. In der Stiftskirche liess er einen neuen Tabernakel
auf dem Hochaltare machen, verschaffte zwei schöne Behältnisse für Reliquien,
zwei neue herrliche Ornate, einen Baldachin, ein Aniipendium , neue Infuln,
Ringe, Kreuze und mehrere Messgewänder. Für die Pfarre Pergkirchen liess er eine
grosse Glocke verfertigen. Er war zugleich ein trefflicher Ökonom und sorgte
auch in dieser Beziehung für sein Stift und die Mitglieder desselben. Er stellte
den fast verfallenen Hof zu Krems wieder her, liess das Dormitorium mit schö¬
nen Marmorplatten pflastern und das Sommerrefectorium ausmalen. Er ver¬
mehrte die Bibliothek mit vielen schönen Werken, schickte seine Kleriker an
verschiedene, wegen der Studien berühmte Klöster, um dort die Theologie zu
studiren, und errichtete dann durch die Vorzüglicheren derselben ein theolo¬
gisches Studium zu Baumgartenberg selbst im Jahre 1755, welches bis 1779
dauerte.
Die Schulden des Stiftes tilgte er, so viel es ihm möglich war. 1751 wurde
er von der Kaiserin Maria Theresia zum Commissär ernannt, um die Fassionen
durchzuschauen und zu beurtheilen, und er suchte nach Recht und Billigkeit zu
entscheiden. Daher ward er auch bei den Ständen ob der Enns Hechnungsrath,
im Jahre 1757 Verordneter des Prälatenstandes und dann Ausschuss. Bei Gele¬
genheit der Ausschreibung einer starken Contribution wegen des Krieges mit
Preussen wurde er von den Ständen als Vermittler nach Wien gesendet, 1765
durch ein kaiserliches Decret zum Administrator des Nonnenklosters zu Wind¬
haag ernannt, und erfüllte alle Wünsche.
Archiv XII. 4