Volltext: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns

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Künste und der Philosophie, dann Baccalaureus der Theologie an der Universi¬ 
tät zu Wien, endlich Prior in seinem Stifte. Am 24. April 1640 wurde er zum 
Abte des Cistercienser-Klosters in Wiener-Neustadt erwählt, dem er neun Jahre 
löblich vorstand, bis er nun im Jahre 1649 nach Baumgartenberg postulirt wurde, 
welche Stelle er auch annahm. Er wurde dann am 25. April d. J. von dem Vater¬ 
abte Michael von Heiligenkreuz installirt. Er glänzte eben so durch Gelehrsam¬ 
keit als durch Klugheit und Sorgfalt für sein Stift, er besass den Ruhm eines guten 
Yaters, eines trefflichen Ökonomen, eines Herstellers des Klosters und der 
Kirche. Er vermehrte die Anzahl der Mitglieder, sorgte aber auch für ihre Aus¬ 
bildung und Wohlfahrt. Er versah die Stiftskirche mit neuen Altären, mit einer 
Orgel und fünf silbernen Statuen (welche jedoch unter dem Abte Pontius bei 
Gelegenheit eines Krieges abgeliefert werden mussten), kaufte schöne Orna¬ 
mente, Kelche u. s. w., baute ganz neu den Tract rechts von der Abtei mit der 
Capelle und dem Thurme , errichtete noch andere Gebäude, erhöhte die Mauer 
um das Kloster, Hess die Gänge desselben mit Marmor pflastern, kaufte Wein¬ 
berge bei Klosterneuburg, restaurirte das Stiftshaus zu Linz, und machte es zu 
einem Freihause. Er vermehrte die Bibliothek mit ausgezeichneten Werken, 
tauschte gegen einige Güter und Geld am 27. Februar 1667 von Joachim Enzen- 
müller (später im Jahre 1669 Grafen von Windhaag) das Dominium Auhof, in 
der Pfarre Pergkirehen liegend, ein, welchen Kauf der Kaiser Leopold I. am 
5. Juli*d. J. bestätigte *). Er stellte das ziemlich verfallene Gebäude her und 
erbaute dort eine Capelle zu Ehren des heil. Bernard, daher es später auch der 
B ernhardshof genannt wurde, welcher Name noch jetzt gewöhnlich ist. Es 
befand sich daselbst gewöhnlich ein Priester des Stiftes als Verwalter, und der 
Hof diente zugleich als ein Erholungsplatz für die Mitglieder des Klosters. 
Endlich befreite noch der Abt die Pfarre Pergkirehen von der Vogtei ; 
dieses Alles kostete über 100,000 fl. Und er hinterliess doch noch ein bedeuten¬ 
des Vermögen. Seine Rechtschaffenheit, Gewandtheit in den Geschäften und 
Thätigkeit entging weder den Ständen des Landes ob der Enns noch selbst dem 
Kaiser Leopold I. 
Von jenen wurde er 1653 und 1679 zum Rechnungsrathe (dominus ratio- 
num), 1662 zum ordentlichen Verordneten des Prälatenstandes und 1678 zum 
ständischen Ausschusse erwählt. Der Kaiser bestimmte ihn im Jahre 1670 zum 
Commissär bei der Errichtung des Klosters der Nonnen des Dominicaner-Ordens 
zu Windhaag, welches am 9. Mai 1673 vom Bischöfe zu Passau bestätiget wurde. 
Er feierte noch sein Priester-Jubelfest, und starb dann am 30. December 1683. 
Er war 74 Jahre alt geworden und hatte durch 34 Jahre vortrefflich das Stift 
geleitet. Sein Denkmal ist in der Klosterkirche auf der Evangelistenseite, ein 
Marmorstein, auf dem das Bildniss des Abtes ausgehauen ist, mit der Inschrift: 
Quem claudam queris, dicam, ne forte graveris, 
Bis fuit hic Praesul, bis neomysta simul. 
Noch ist von ihm zu bemerken , dass er die Reden des heiligen Bernhard 
mit Anmerkungen in Quart herausgab. Sie erschienen zu Salzburg, gedruckt bei 
Johann Mayr (unbekannt in welchem Jahre). 
l) Typographia Windhaagiana aueta, Viennae 1673, S. 61,
	        
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