Volltext: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns

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am 16. Februar 1610 die Rechte und Privilegien des Klosters Baumgartenberg 
bestätiget1). 
1612 den 14. April (am Palmsonntage) war wieder eine Abtenwahl, und es 
wurde Georg I. (Stephanides), aus Mähren gebürtig, erwählt. Er war Magister 
der freien Künste und der Philosophie und soll mit acht andern Deutschen zu 
Rom am deutschen Collegium studirt haben. Sie begaben sich dann in das No¬ 
viciat zu Citeaux in Frankreich, aber der General-Abt daselbst schickte sie später 
nach Deutschland, wo sie in verschiedene Klöster eintraten. Georg Stephanides 
kam nach Heiligenkreuz, legte dort die feierlichen Gelübde ab, zeichnete sich 
durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit aus und wurde nun als Abt nach Baum¬ 
gartenberg postulili. Er erhielt auch als solcher die Bestätigung von dem Gene¬ 
ral-Abte zu Citeaux, Nicolaus Boucherat 2). 
1614 wurde er zum Abte von Heiligenkreuz erwählt, nahm aber dieseWürde 
durchaus nicht an. In diesem Jahre, am 2. März, wurde der oben erwähnte Georg 
Grill von Baumgartenberg , welcher einige Zeit im Kloster Wilhering- gelebt 
hatte, daselbst zum Abte erwählt, und dann bestätiget und infuliret 3). 
Vom Abte Georg Stephanides hatte man die besten Hoffnungen für das Stift 
Baumgartenberg, allein zur allgemeinen Trauer nahm ihn schnell der Tod am 
24. December 1614 von dem Schauplatze seiner Thätigkeit hinweg 4). 
Nach seinemTode wurde dem Georg Grill, Abte zu Wilhering, im Jahre 1615 
durch den General-Commissär des Ordens Johann Seifried, Abt von Zwetl, und 
den Landeshauptmann sowohl die geistliche als weltliche Verwaltung des Klosters 
Baumgartenberg übertragen, und der Abt verlangte sogar die Erklärung von ihm, 
ob er nicht lieber Abt zu Baumgartenberg als in Wilhering sein wolle ; er er¬ 
klärte sich jedoch für letzteres, obwohl es in einem schlechten Zustande sich 
befand, ja als die Capitularen von Baumgartenberg ihn doch erwählten, so 
lehnte er zu wiederholten Malen die Würde ab und blieb zu Wilhering 5), wo er 
einer der ausgezeichnetsten Abte war und am 12. October 1638 starb. 
Nach den geschriebenen Annalen verwalteten nach dem Tode des Abtes 
Georg Stephanides das Stift Baumgartenberg der Pater Simon (Senior) und 
der Hofrichter Oswald Hagl, wahrscheinlich geschah dies unter der Oberleitung 
des Georg Grill. 
Eine neue Wahl war zu Baumgartenberg am 2. September 1615 und es 
wurde Kasparl. (Kirchleuthner), Professund Kämmerer im Kloster Rein in 
der Steiermark, welchen der Kaiser Matthias empfohlen hatte und der sich damals 
zu Wien befand, wo er vor dem Klosterrathe eine Prüfung machte, zum Abte 
postulirt. Er kam dann nach Baumgartenberg, wo ihn der Vaterabt Christoph 
1) Nach dem geschriebenen Annalen. 
2) Original im Museo zu Linz. Datum Cistercii 21. November 1612. 
3) Stülz's Geschichte von Wilhering, S. 212. 
4) Von ihm melden auch die geschriebenen Annalen, dass er im Jahre 1604 
als Noviz zu Citeaux ein Manuscript des General-Abtes daselbst abgeschrieben habe, 
welche Abschrift sich noch in der Bibliothek zu Baumgartenberg befindet. —- Ist 
aber jetzt nicht mehr vorhanden, 
5) Stülz, 1. c., S. 213.
	        
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