Volltext: Gmunden und seine Umgebungen

wechselndem Taktmaße, selten in Molltonarten. Meist werden 
diese Sätze von zwei Stimmen ansgesiihrt und erfordern oft 
den Umfang der Alt- und hohen Supran - Stimme von jeder 
der beiden Sängerinnen. Hörbar bei der Verbindung der In¬ 
tervalle (mit häufigen Gcgenbewegnngcn der zweiten Stimme) 
ist das Ucberschlagen der Register der Brust- und Mittelstimme 
in die Kopfstimme. Ein Tert fehlt gänzlich, und die Töne 
bewegen sich nur auf Vokalen und Zungenlauten. Ost ist der 
„Jodler auch wohl das Ritornell zwischen einzelnen Gesangs¬ 
strophen. Die Stimmen der „Jodlcrinnen" sind meist eher 
scharf als weich zu nennen, besitzen aber oft eine wunderbare 
Frische der Klangfarbe. Der Sertengang und die fort¬ 
schreitende Terz bilden in diesem Duo die häufigsten Tonver- 
bindnngen. In einiger Entfernung und an einem akustisch 
günstigen Orte hören sich diese Alpcngesäuge voll Lieblichkeit 
und einem eigenthümlichen Reize am hübschesten. Sie reichen 
in die graueste Vorzeit zurück und sind aus dem innersten 
Wesen des Volkes selbst hervorgegangen in unverkennbarer Ur¬ 
wüchsigkeit. Viele Hunderte von Jodlern, welche noch häufig 
durch neue vermehrt werden, sind bekannt und pflanzen sich 
nur durch wechselseitigen Unterricht fort, ohne verloren 
zu gehen. Damit aber solche Naturkinder zum Singen vor 
Fremden sich bewegen lassen, bedarf es eines freundlichen, 
Zutrauen erweckenden Benehmens gegen dieselben. Ein freund¬ 
liches Wort des Beifalles und ein kleines Geschenk genügt, 
daß sie sich reichlich belohnt wähnen. — Auch ein eigenthüm¬ 
liches Jauchzen, hier „Juchezen" genannt, welches in den 
höchsten Tönen des FalsetS beginnt und in gleichmäßigen In¬ 
tervallen hcrabsteigt, ist unter dem Gebirgsvolke gebräuchlich. 
Sie rufen sich diesen Ruf beim Besuche der Alpen, oder beim 
Abschiede von dort gegenseitig zu. Es liegt eine naive Fröh¬ 
lichkeit und Sorglosigkeit in diesem Freudenrufe, ein gutmü¬ 
thiger Muthwille, der einen Hauptzug in dem Charakter des 
Sohnes der Gebirge bildet, harmlos und unzerstörbar, wenn 
gleich die Armuth an irdischen Gütern dies als ein großes Räthsel 
in den Augen Vieler erscheinen lassen mag. Treuherzigkeit 
und Biederkeit im Allgemeinen lassen dieses Völkchen gar bald 
lieb gewinnen. 
Nicht häufig wird die Natur auf einem so kleinen Ge- 
bietötheile in gedrängtester Reihenfolge eine solche Menge von
	        
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