Volltext: Bilder aus dem oberösterreichischen Dorfleben III. Band [28] (III. Band / 1930)

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gleich, die — einmal bekannt — Zuspruch findet von weit und breit. 
Naturfrisches Labsal fordert der Kampf ums Dasein. 
In dem kleinen pfarrdorfe lebte, wie es sich ihm allgemach 
offenbarte, ein recht gutherziges Volklein, einträchtig in Freud und 
Leid. Dieses lernte auch bald kennen und schätzen die ganz außer 
gewöhnlichen Geistes- und Herzenseigenschaften seines Seelen 
hirten, der mit anziehender Iugendfrische und hingebungsvoller Liebe 
seinem ernsten Berufe lebte, dabei wieder in lustiger Gesellschaft 
kireuzfidel sein, singen und dazu aufspielen konnte auf seiner 
Gitarre. 
Aber der alte Pfarrer Knapp, der Preußisch-Schlesier, wie 
stimmte der zu dieser ländlichen Idylle? 
Ja, prächtigst! Denn selbst ein eingefleischter Humorist, der 
noch dazu mit unserer Mundart im beständigen Konflikt lebte. Der 
Sage nach soll sich in einem seiner Vorfahren der saure Schlesier- 
Wein, dem laut eines alten Burschenliedes selbst der Teufel erlegen 
ist, so durchgebissen haben, daß er nun als sarkastischer Humor in 
dem Enkelkinde erblühte. 
Also „ä gmähts wiest" für unseren angehenden Humoristen, 
der für alles um sich her ein seltsam scharfer Beobachter wurde. — 
Und jeden Donnerstag war Wochenmarkt in der benachbarten Stadt 
Steyr. Wochenmarkt! Geht da d'Uhr recht, toll ä Gschäft, aft is's 
ä Löbn, dä richtige Volksfasching gwön. — wer seine Leut kennen 
lernen will, ihr handeln und wandeln, der hat reichlich Gelegen 
heit, hier im drängenden Getriebe um das tägliche Brot, das sich 
fortpflanzt in die Straßen und Gasten, hinein in die Geschäfts 
läden und Wirtshäuser; ja bis in die andere Woche hinüber verspürt 
sich sein Pulsschlag selbst in den umliegenden Orten. Und um 
Mittag —, ha! wie es da summt und brummt in einer mächtigen 
Wirtsstube! Alles gesteckt voll von Bauern und Händlern, der Ge 
schäftsverlaus wird lebhaft erörtert, andere Gespräche und der Maß 
krug fließen drein, aufsteigt sein Geist in den Kopf, jodelt außä 
beim Kropf. Und schau! Da im Hintergründe der sich allmählich 
leerenden wirtsstube beim weit und breit bekannten „Bummerl- 
wirt" eine ganze Tafelrunde von geistlichen Herren aus der ganzen 
Nachbarschaft beisammen. 
Ganz natürlich, daß auch sie diese Bauernbörse anzieht; haben 
es ja die meisten selbst mit einer Landwirtschaft zu tun, lebt doch 
so viel vom pfarrhofe — und so ein richtiger Feiertag in der Woche 
für studierte Leute schier eine Notwendigkeit. Da reimt sich Geschäft 
und Vergnügen wirksamst zusammen. Alte Studentenerinnerungen, 
vermischt mit neuen Erlebnissen aller Art machen die Runde
	        
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