Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der gesegnete Lebensherbst, als Hinterlage Reim und Prosa in Hochdeutsch. 
deck, die Apostel der hohen Sittlichkeit, haben es doch mit Erstaunen 
und Lust gelesen. — Sein Schwager Baron Reischach, an den 
ich ein Empfehlungsschreiben vom Staatsminister a. D. pfordten 
übergeben, vermittelte. Ich seile und feile — es ist zum Rasend 
werden! 
.... Dein Brief hat meinem Kerzen wohlgetan. Hart 
Dein Los, betrübt Deine Lage, aber dulde, dulde, trage mit 
Ergebenheit unser Geschick. Mein Buch zeigt wirklich eine 
Menge Mängel, ich finde sie nun selbst und schalte schonungslos. 
Eine Riesenarbeit,, es geht mir oft sehr hart, mein Selbstvertrauen 
ist erschüttert. Es ist getan. — Lenau, der Unglückliche, hat mir 
einst gesagt: „Ich habe gearbeitet mit ganzer Kraft, ich habe ge 
rungen" usw. Ich habe den guten Mann damals nicht verstanden, 
jetzt weiß ich, was es heißt: „Ich habe gearbeitet, ich habe gerungen". 
Das Buch steht jetzt in völlig tadelloser Form und innerer Einheit 
da. Ich wußte gar nicht, daß ich die Kraft der Formbewältigung 
in diesem Grade besitze, wäre in Bayern oder gar im üppigen Vater 
land auch nie zu diesem Bewußtsein gekommen, das konnte nur im 
nüchternen, verständigen Schwabenland und unter den — roten 
Kerkermauern ähnlichen — Weinbergen von Stuttgart geschehen. 
Graf Wilhelm hat mit mir über den .ersten Teil des Buches 
beraten und gefeilt — und nun ist durch feine Verwendung die 
Angelegenheit mit Eotta in ein erfreuliches Stadium getreten. 
.Ich muß aber — und o wie gern! — ,,D' Ahnl" und die Manzische 
Ausgabe in einem Auszuge mit in Kauf geben. Graf Wilhelm bot 
mir seine Burg Lichtenstein als Arbeitsstube für mein neues 
o. e. Buch an. — Du gehst indessen voraus heim und richtest uns 
wieder wohnlich ein. 0, mein Gott, wie bebt mein Herz vor dieser 
Heimkehr! Und doch am teuersten Grabhügel will ich meine neue 
rastlose Tätigkeit entfalten und auch Dir Deinen Wirkungskreis ein 
richten. 
Mehr und mehr sehe ich ein, daß für mich nur die Heimat, 
überhaupt das große Oesterreich mein Schauplatz fein foll. 
99/10. Von Barbara. München, 4. April, \ 1. April und 
18. April. Mein lieber Mann! Das Getrenntsein ist mir noch nie 
so schwer gefallen, habe es noch nie allein getragen. Und fönst hatte 
ich Dir immer so viel von der Lini zu schreiben; jetzt ist alles leer, 
so tot um mich her, so auch in mir selbst — und jetzt könnte sie 
schon selbst schreiben — doch ich will nicht klagen, der liebe Gott 
hat es so gemacht, wir haben ja uns noch. . . . Schwere Tage — 
Notlage. 
135. Salzburg, J7. Mai 1855. Endlich doch ein kleines 
Lebenszeichen von Dir — Gott sei gelobt und gedankt! Der edle
	        
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