Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzharners. 
zur Geltung bringen — ein gänzlich neuer Runstzweig, ei, was 
sag ich — nicht Zweig — der Blütenstengel der Kunst selbst wird 
durch mich erweckt und emxorgetrieben! Und weißt Du liebes 
Weib, woher diese große, jähe Huld des Genius? Sieh, weil ich 
mich mit einem heiligen Lidschwur vom Ministerium ab — wieder 
dem Genius zugewendet habe und weil mein zeitweiliger Abfall 
von ihm — für Weib und Rind geschehen — denn doch verzeihlich 
erschien. Nun wenn ich das Nibelungenlied werde erzählen oder 
aus Auerbachs Dorfgeschichten oder Märchen von Vater Musäus 
— hast Du einen kleinen Begriff von der unendlichen Bedeutung 
der Sache? 
Doch ereigneten sich wieder jammervolle Widerwärtigkeiten — 
und am 9. November traf ihn der härteste Schlag: Lina 
gestorben! — Lin ausnehmend begabtes Rind, vorbildlich in Art 
und Gesittung, galt es auch als das schönste Rind des Innviertels, 
voller Liebe zu den Eltern; ja die unstillbare Sehnsucht nach dem 
Vater zehrte an ihrem Lebensmarke .... „Hast mä mein Rind 
roan so liab, wia du selm — äh mit Aeugerl blitzblab und mit'n 
Rrauskoxf, dem gelbn! — Hast mas fort unvätraut und mit eahm 
mein Halbs Löbn; awä na, nimms na hi, haft mäs dennet äh 
göbn! .... bringst, 0 mein, ja dir felm nix als — Dornkran 
und Rreuz!" (Christkindl *856.) Der Grabstein wurde vom auf 
gelassenen alten Friedhof in Ried in den neuen übertragen über 
seinerzeitige Veranlassung unseres Freundes und Stelzhamer- 
Verehrers Dr. Florian pöschl selig. — 
Aus dem Zyklus der Rosegger-Ausgabe: „Mein Linchen". Trost- 
und Trauerlieder. J(85j(—i(856. 
„ . . . . 0, Mann, wie blink! 0, törichter Held! Für Weib 
und Rind — nur Gut und Geld und nährende Garben stets 
zu erwerben, indeß vor Liebe darben, — daheim die sehnenden 
Herzen starben! — 
Und wißt ihr, was ein Rindlein ist? 
Ls ist am Halm die Aehre; 
Das Mutterkorn wird Wurzel gar, 
Auf daß es sie ernähre. 
Und wißt ihr, was ein Rindlein ist? 
Ls ist am Strauch die Rose, 
Der Strauch begnügt an Dornen sich, 
Auf daß sie sorglos kose. 
0 Strauch, 0 Halm, wie arm und kahl, 
wenn Ros' und Aehre schwindet!
	        
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