Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der.Mundartdichter auf seinen triebigen Wanderungen. 
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Maximilian erhalten und — dank dem Himmel! die, versteht 
sich, höchst auserlesene Gesellschaft in ein wahres Bewunderungsfeuer 
versetzt. Der Herzog selbst drückte mir nach jedem Absatz die Hand, 
wie einem alten lieben Freunde, ein Präsident und ein Hofrat um 
armten und küßten mich angesichts der ganzen Gesellschaft, die 
mir darauf ein dreimaliges „Lebe hoch" ausbrachte. — Allein das 
alte Sprichwort sagt: „Ende gut alles gut", und meine Gemüts 
stimmung ist wieder so übel, daß ich keinen Augenblick sicher bin, 
ob ich nicht jemanden von Bedeutung und Wichtigkeit durch 
Barschheit oder Ungefälligkeit vor den Kopf stoße und mir wieder 
abwende. CD, meine Betty, in mein Herz kehrt, bis ich Dich nicht 
wiedersehe und habe, kein Friede, keine Ruhe ein. 
München, 4. Mai. .... Der stille, zurückgezogene Franz 
ist ein Mann der geräuschvollen Öffentlichkeit geworden und gehört 
tage-, ja wochenlang mehr anderen als sich selbst. Lines aber hat 
sich nicht geändert — mein Herz. Du wirft es — Gott gebe es! — 
bald an dem Deinigen klopfen fühlen, ebenso warm und liebevoll, 
ebenso unersättlich und mißtrauisch, »ebenso überschwenglich und 
unglückselig, wie es war als es sich am 9. September vorigen 
Jahres blutend von dem Deinigen losriß, und seit der Zeit in 
unsäglicher Oual und Bekümmernis fortwebte. (D, meine Betty, 
Du weißt es, mein Herz hat im Laufe der Zeiten fein kostbarstes 
Kleinod verloren, den Glauben, ach Betty, Herz voll Liebe und 
Güte, gib meinem Herzen sein Kleinod wieder! .... Meine 
öffentliche Lesung hat auch in München so viel Anklang gesunden, 
daß ich noch eine zweite folgen lasse . . . Bete überhaupt oft, 
geliebte Seele, es ist am Ende doch ein guter Geist gewesen, der uns 
zusammengeführt und unsere Loose so wunderbar durcheinander 
schüttelt — 0, meine Betty, plötzlich während ich so sinne und 
grüble, kommt wieder ein kleiner Funken von Glaubenslicht, ich 
begreife Dich in Deiner gänzlichen Sinnesänderung und bin glücklich 
im Gefühle Deiner wahrhaften Liebe. CD, die Menschen, wenn 
sie einander verständen und begriffen, könnten so glücklich sein! 
Begreife mich Betty und lehre mich, Dich verstehen. 
Damit schließt ab der Briefwechsel des Jahres *843 von 
seiner Seite und von seiner angeblichen Abweisung des Königs 
bezüglich seines Vortrages: „Könige gibt es mehr, Stelzhamer nur 
einen!" scheint nichts auf. Aus dem Jahre *844 und *845 liegt 
kein Briefwechsel vor. 
Im Oktober *843 erschien die zweite Auflage des ersten 
Bandes bei Peter Rohrmann, Wien, vermehrt mit den Nummern 
22/26, erster Teil des Bandes VII. „Aus dä Hoamät" und ent 
haltend auch das Epos „Da Soldatenvöda". 
Stelzhamer, 30. Band. 
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