Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der Mundartdichter auf seinen triebigen Wanderungen. 
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Daß sie zwei Worte „mich nach" — ausgestrichen und was 
sie damit sagen wollte? ... Ach, Betty, Du weißt, wie oft ich 
in Zorn geriet und Dich peinigte, weil Du einen Satz angefangen 
und nicht ausgesprochen hattest und nun verhütest Du dasselbe nicht 
einmal im Schreiben! Ach weißt Du, wie argwöhnisch — oder 
nennen wir das Rind beim rechten Namen — wie eifersüchtig ich bin. 
7. Ried, 28. November, wenn ich Dir nur heute in Deine 
lieben klaren Augen blicken, Dich umarmen und an mein Herz drücken 
könnte! Denn mit Worten kann ich Dir nicht sagen und begreiflich 
machen, was heute morgens wie durch ein Wunder in meinem 
kranken Kerzen ist vorgegangen und wie unaussprechlich ich Dich 
liebe! Betty, geliebte Seele! Denke und frohlocke mit mir, mir ist 
heute morgens plötzlich aus einer einzigen Zeile Deines lieben, 
schmerzhaften Briefes das Licht des Glaubens aufgegangen! Betty, 
ich werde Dich und mich fortan nicht mehr mit Zweifeln und 
Argwohn peinigen! Die Hölle voll böser Geister und Gespenster 
mußte plötzlich aus meinem Kerzen weichen, und ein Fimmel voll 
Freude und Seligkeit ist eingezogen — o, Betty, geliebte Seele . . . 
gütiger Vater im Fimmel, es wird doch nicht zu spät sein! Betty, 
Herz meines Herzens schreibe mir augenblicklich, ob Dich die Be 
trübnis und Trauer nicht wieder rückfällig und krank gemacht, und 
ob Du noch unwandelbar mein bist!?! Schreibe eiligst, schütte Dein 
ganzes Herz aus und mache den Fimmel in meinem Kerzen noch 
himmlischer und die Seligkeit noch seliger, Du hast es ja für Dich; 
denn mein Herz ist Dein, ganz Dein, ewig Dein! . . . Schreibe 
augenblicklich Deinem Dich liebenden Franz. 
P. S. Feiere meinen Namenstag, ich werde den Deinen feiern 
mit Gebet und andächtiger Betrachtung. 
8. Salzburg, 28. Dezember. Geliebte! Mich verzehrt 
die Sehnsucht nach Dir . . . Dein Brief hat mir unendliche Freude 
gemacht. Liebst Du mich denn wirklich so von Grund Deines 
Herzens!? Dann wird alles recht werden. Ach, Betty, Du merkst 
wohl, es hat in meinem Gemüte schon wieder öfter finster werden 
wollen! Betty, daß mir meine Lust nicht wieder gänzlich verlösche! 
Bewahre nur Du Deinen festen Glauben und liebe so viel Du kannst 
Deinen Franz. Nächstens mehr — recht viel mehr. Lebe wohl, 
sei heiter, pflege Dich und lebe auf und blühe! 
In ihren i— J5 Briefen beteuert sie ihre unwandelbare Liebe, 
dankt für seinen veredelnden Einfluß und bittet in Rümmer und 
Sorgen um hülfreichen Trost. Hievon der nachfolgende Auszug. 
1(8^2. 1. 17. März. Teurer Freund! .... Ich. teures 
gutes Herz, bin recht glücklich und zufrieden. Ich bin Dir sehr viel 
Dank schuldig, denn Du hast mich wieder auf den weg der Tugend
	        
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