Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
Vermutung brachte, Du habest diesen Brief anderswo aufgegeben 
als die beiden früheren, warum? fragte ich in einemfort und eine 
Unruhe, eine Zweifelsucht und Angst befiel mich, von der nur Du 
einen Begriff haben kannst, weil Du mich schon öfters in ähnlichem 
Zustande gesehen hast und weil Du weißt, wie feindselig mir 
überhaupt die Nacht mit ihrer Schwärze und Totenstille gesinnt 
ist . . . weg war der Schlaf ... ob Dir denn, geliebtes, unglück> 
seliges Geschöpf, jener feine Sinn nie erwachen wird, der Dich 
lehrt, alles zu vermeiden, auch das Kleinste und Unschuldigste 
zu unterlassen, was meinen leider! stets wachen Grübel- und 
Zweifelgeist reizt und empört?! . . . Halte Dein im vorletzten 
Briefe mir gemachtes versprechen: „Treu und aufrichtig wird Deine 
Betty fein, mein Herz soll offen vor Dir liegen wie ein Buch!" 
5. Schloß p e x n st e t n, 30. Oktober schildert ihr 
seinen kläglichen Zustand über das Ausbleiben ihres Briefes, den 
man, wie es sich herausstellte — in der Schnelligkeit nach Altheim 
weiter expediert hatte. 
Ach bin ich doch ein närrischer, leidenschaftlicher Mensch, gelt 
Betty! und geh lache mich einmal recht aus deswegen! Aber du 
lieber Vater im Fimmel! meine Betty, wenn sie sich anders noch nicht 
geändert hat, ist ja selbst um kein Lärchen anders! wir sind uns in 
dieser bitteren Eigenschaft wahrlich so gleich, daß wir uns gegenseitig 
endlich nur aufreiben und gänzlich vernichten müssen, oder — ach, 
geschäh es doch! — einander so glücklich machen, wie die seligen 
Engeln im Fimmel sind. O, liebe Betty, wenn Du wirklich auf mich 
bauest mit redlicher Gesinnung und treuer, unwandelbarer Liebe, 
so flehe und bete nur ohne Unterlaß zum ewigen Lenker der Dinge, 
daß er meinem Herzen zum großen reichen Schatz der Liebe auch 
das kostbare Kleinod des Vertrauens schenke, wenn ich Dir nicht 
mehr mißtraute, wäre, als ich, kein Glücklicherer auf Erden! 
. . . Meine Geschäfte gehen gut, ich habe bereits durch Lesen nebst 
vielem Applaus 4 t l fl. 46 kr. U). U). verdient — ich aber kränkelte 
und werde nicht eher wieder gesund, ich fühle es, bis ich Dich wieder 
an mein Herz lege. . . . Ich werde eben durch einen postillon 
irgendwohin abgeholt und muß abbrechen. Betty, geliebtes Mädchen, 
liebe Gott und mir gefällig. Deinen Brief adressiere nach Ried. 
Dein unwandelbarer Franz. 
6. Gmunden, t3. November. . . . Bittet sie wieder um 
Aufklärung einiger Zweifel und macht ihr Vorwürfe, so: warum 
sie sich gleich zwei Häubchen gemacht habe, wäre nicht eines genug 
gewesen und statt des zweiten lieber ein Hemd oder sonst eine 
Notwendigkeit. Und woher hast Du denn das Geld? Ich schicke, kann 
und will Dir nicht mehr schicken als das höchst Notdürftige.
	        
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