Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
Sein „Müaderl" wiegt den „Onkel Bräsig"*) von Fritz 
Reuter auf. 
Und im Einblicke auf seine wahren Meisterstücke die Idyllen 
„D'Ahnl" und „Da Soldadnvöda". wäre Stelzhamer uns vielleicht 
ein österreichischer Homer geworden, hätte ihm, dem unsteten wan- 
derer, das Schicksal mehr Ruhe gegönnt. Dann hätte er auch lange 
schon den wohlverdienten Namen „der süddeutsche Reuter". Denn 
auch das, was wir an Epischem von Stelzhamer besitzen, stellt ihn 
qualitativ auf Reuters höhe: Nur kennt man Stelzhamers Prosa 
viel zu wenig, wie schon Matosch so richtig bemerkte. 
Und daran reiht sich eine hochbedeutsame Erscheinung an 
unseren Stelzhamer-himmel — Dr. Max Burckhard (hofburg- 
theaterdirektor). Auch er ist schon dahin geschieden — am §6. März 
Ein seltsam reich veranlagte, liebenswürdige Natur, voller 
Liebes- und Lebenslust; dabei doch seinem innersten Wesen nach ein 
Einsamer, der seinen eigenen U)eg ging, daher auch — wenn es 
sein konnte — gerne als Einsiedler lebte, von seinem Hunde be 
gleitet. (Linzer „Tages-Post" vom *9. März \y\2 und vom 
22. Juli 1924.), — Erschienen sind von ihm als hier in Betracht 
kommend: a) „Franz Stelzhamer und die oberösterreichische Dialekt 
dichtung", Wiener-Verlag, Wien und Leipzig *905, und irrt gleichen 
Verlage 1906 b), „Franz Stelzhamer: Eharakterbilder aus Ober- 
österreich — Groß-Piesenham — Die Dorfschule — Aus meiner 
Studienzeit, einbegleitet von Gerhard Hauptmann 
^924. Hermann Bahr zum 50. Todestage Fr. Stelzhamers. 
Da erhebt sich dieser, im Gedenken an dessen 50. Todestag 
fordert er kraft- und machtvoll heraus zum Kampfe für ihn als den 
dritten im Bunde des österreichischen Dreigestirnes: 
Grillparzer, Stifter — Stelzhamer! — „Neue Freie 
Presse", \2. Juli 1924: „Dieser höchst seltene Glücksfall: volksdichter 
und Kunstdichter zugleich, ja ein wahrer Artist des Volksliedes, ganz 
wie jener unbekannte Sänger doch auch, der der „Ilias" und der 
„Odysee" die Form gab, in der dann die alten Heldenlieder un 
sterblich wurden. 
Stelzhamer ist sowohl in der Mundart, die er rein erhalten hat, 
sowie in den formstrengen hochdeutschen Gedichten durchaus Kunst- 
dichter und wenn er die Mundart vorzieht, so geschieht das auch 
wieder eben aus Kunstgefühl gerade, weil die Mundart durch ihren 
Farbenreiz und ihre Klangfülle Wirkungen von einer unmittelbaren 
Gegenwart erreicht, die dem hochdeutschen Dichter nur in den besten 
*) Reuters berühmteste Gestalt.
	        
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