Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

176 Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
„ . . . . hast Du das Rezensiönchen in der „Allgemeinen Zeitung" 
gelesen, hat mir auch wieder eine Grille mehr in den Kopf gesteckt; 
ja — das fast allgemeine Vorurteil gegen meine Prosa. „Alles will 
iatzt bäurisch sein — herässäsä!" Aber ich will nur nächstens noch 
hochdeutscher werden und meinen abermals durchfeilten „Liebes 
gürtel" der Lesewelt um die Lenden schnüren. (Siehe auch die Vor 
rede zu „Sebastian".) Er versprach sich davon goldene Berge; Stifter 
und Eotta waren begeistert von dieser Dichtung, Stifter schrieb sie 
ihm für die Verlagsbuchhandlung fein säuberlich ab; als er aber nach 
Jahren die Drucklegung in Stuttgart persönlich betrieb, konnte 
dieselbe erst unter wärmster Anteilnahme des Wilhelm Graf 
Württemberg an der verlangten neuerlichen und gründlichen Durch 
arbeitung durchgesetzt werden und auch nur gegen Einbeziehung 
der Mundartdichtung ,,D' Ahnl" in den Eotta-Band. 
Und er schrieb unterm 7. Mai 1855 von München aus an seine 
Barbara in Salzburg (Brief Nr. *34): „ . . . . Mehr und mehr sehe 
ich ein, daß für mich nur die Heimat, überhaupt das große Oester 
reich mein Schauplatz sein soll". 
Um es gleich vorweg zu vermerken: in Volksmundart sind er 
schienen vier Bändchen „Lieder und Gesänge", einiges zerstreut in 
anderen Druckschriften und zum Teile nur anders formuliert und 
„D'Ahnl" — alles vereint bis auf die politischen Lieder in den 
zwei Stelzhamerbänden 7, 8 und dazu Band 27 des Sammelwerkes 
„Aus da hoamät". Ueber seinen großmeisterlichen Vortrag läßt 
sich „s'Andel zum Apperl" in „wer si nichts ziemt, is nichts" ver 
nehmen: (Seite 34/35 bis „Do ganze kriagn will", Band 27). Und 
Norbert hanrieder wurde von seinem vortrage 1862 beim Hirschen - 
wirt in Linz so erfaßt von der Liebe zum heimatlichen Idiom, daß 
er sich fortan demselben nicht mehr entschlagen konnte (Linzer 
Volksblatt vom 29. November 1902). So sagt auch sein Freund und 
Biograph Professor Karl Greistorfer — weiland unser Klas 
senvorstand — unter anderem (Wien, „Presse", 2\. Jänner 1872): 
„Bei Stelzhamer finden wir das Bewußtsein geistiger Bildung 
mit der Naivität des Naturmenschen vereinigt. Für diese Synthese 
war die lokale Mundart als Organ der Poesie notwendig. Stelzhamer 
spricht aus dem Volke — Natur und Mensch verstehen einander 
und es herrscht zwischen ihnen der vertrauteste Verkehr. In den 
erotischen Gedichten schlägt überall ein herz voll ursprünglicher 
Kraft, dessen wogen im hitzigen Fieber djer Leidenschaft hoch 
gehen, sich aber an dem mächtigen widerstand starker Rippen 
brechen. Daher findet der „bäuerliche werther" im Gedichte 
„s Schwäre herz" feine Katastrophe ungleich dem Goetheschen: „Die 
Natur hilft sich selbst". (Werthers Selbstmord.), Tief eingeweiht in
	        
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