Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der Mundartdichter auf seinen triebigen Wanderungen. 
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Kommt auf Stelzhamer die Rede, so ist damit gemeiniglich 
der Mundartdichter gemeint. Aber selbst von diesem ist in die 
breite Masse des Volkes eigentlich blutwenig und bleibend ge 
drungen; nicht viel mehr in unserer Zeit als halt durch die Jugend- 
ausgaben „Aus dä Hoamät" und, dadurch angeregt, durch die Schul 
lesebücher geboten ward und ist. 
vom „Liebesgürtel" und seiner Prosa weiß die heutige Um 
welt so viel wie nichts, von seiner Lebensgeschichte — Legenden 
— und sein Briefwechsel ist erst in jüngster Zeit zugänglich ge 
worden samt sonstigem Nachlaß. 
Wie der „Liebesgürtel" will denn auch seine — Liebe und 
Heimat umfangende— Prosa gelesen sein in Kenntnis seines ganzen 
Lebensgeschickes, insonderheit eben seines dramatisch bewegten Brief 
wechsels. von solchem Verständnisse erhellt, das volle Interesse er 
weckt durch die phantasievollen, blumenreichen Schilderungen und 
tief schürfenden Gedanken, wird uns — entgegen anderen minder 
geneigten Redensarten — auch feine Prosa zum grundhältigen Ge 
winn für Kopf- und Herzgelaß, rückwirkend zugleich auf das mund 
artliche Interesse. — Entgegen anderen Reden fehlt es somit zur 
zeit noch weit an einer vollen Würdigung seiner führenden Be 
deutung und deren allgemeinen Nutzbarmachung. — wer aber den 
Hoamätdichter voll und ganz erfaßt in seinem tiefsten wesen und 
dann, — mit ihm fühlend — hat gelesen zum wiederholten Male 
— all' Liebeslust und Not und Leiden, dem schließt sich auf, was 
er als Mensch gewesen, glaubensstark im treuen Gottvertrauen; den 
läßt durch Nacht und Grauen er auch schauen sein kindlich reines 
Heiligtum. — So wird er dem Heimatfreund zum Führer für sein 
eigenes Leben, daß es erglüht im innersten Gemüt, sich hinzu 
geben für der Heimat Heil und Segen. — Ja, erst voll eingestellt 
seine Lebensgeschichte getreulich auf sein Lebenswerk, da fühlt der 
Heimatfreund bei der sinnigen Wanderung durch die Heimat seiner 
Lieder erst so recht seinen blutwarmen Herzschlag an der Seite, zu 
gleich ein xfadsicheres Geleite über die vielverschlungenen Höhen 
und Niederungen seines Lebens. 
So baut sich Dichtung mit Briefwechsel aber auch allgemach 
auf — automatisch — die ganze Umwelt, die anschaulichste Szenerie 
der Zeit- und Lebensverhältnisse seiner reichbewegten Pilgerfahrt, 
sich drehend um die Achse seiner werdenden Persönlichkeit bis zu 
ihrer Vollreife als rechter Mensch — als dramatischer Held. 
Siehe das dramatische Spiel: „Franz Stelzhamer unser Heimat- 
führer" im Anhang des Bandes 29. 
Stelzhamer hatte selbst seinerzeit sein Hochdeutsches vorangestellt 
und schreibt unterm j(0. Juli \8^7 an seinen Freund Schaller:
	        
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