Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der gesegnete Lebensherbst, als Hinterlage Reim und Prosa in^Hochdeutsch. 
Und weil du es glaubst, so sollst du es sein, und weil du es 
sagst, so bist du es schon, höhnte er, und zuhelfenwahrlichist 
dir nimmer! nimmer! nimmer! — 
Nimmer! wiederholte und hallte es unzählige Male, und jach 
tobte und stürzte das Tönende die Höhe hernieder, dem angeschos 
senen Steinbock vergleichbar, bis Ton und Bild vergangen. 
Bravo! jauchzte der Spötter, Bravissimo! und sandte ihm eine 
Salve gellendes Gelächter nach; der Träumer aber kreischte und rief: 
heiliger Gott! und schrak in die Höhe, — Gerechter Gott! und 
starte dem Entstürzten nach. — Barmherziger Gott Vater! und 
umklammert das Gnadenholz, gelobt Besserung 
und Buße von dieser Stunde an für immerdar, und rang und 
flehte um Hülfe und Beistand; — da ergrimmte des Dritten Herz, 
und mit zornfunkelnden Augen gegen den Reumütigen fahrend, 
schrie er: 
Ist das der Eid, den einst drei Kraftkreaturen zu Nutz und Trutz, 
auf Freund und Leid hatten zusammen geschworen? Dem einen 
fängt jählings an der Kopf zu brennen, und glaubt ihn der Narr 
vielleicht abkühlen zu müssen im Elemente der Koppen und Stock 
fische. — Der andere glaubt es klüger zu machen, wird ein Letfeige 
und bettelt sich ein zum Fimmel. — Schufte ihr und elende Kal 
mäuser! aber ich brauch euch nicht; hätt' euch nie gebraucht, kann 
allein schwelgen und darben; will allein erwerben, vertun und ver 
derben. — 
Dann stieß er verächtlich mit dem Fuß nach dem Zerknirschten 
und verschwand stolz und trotzig ins nahe Gehölz. 
2. 
Die Karwoche war. Das Städtchen und die ganze Umgebung 
übte jenes stille Gepränge und dieselbe feierliche Trauer, wie es jeder 
Rechtgläubige oft getan und gesehen. Nur vor einem grauen, ernsten 
Hause am mitternächtigen Ende des Städtchens war das Leben un 
ruhiger. Lin Haufe Menschen bewegte sich, Alt und Jung drängte 
mit gleicher Neugier nach dessen Tor und Gitterfenster, so daß zwei 
Wachen vollauf zu tun halten, der Menge Ungeduld zu zügeln. -- 
Ganz gut, ihr habt es schon erraten: ein armer Sünder, dem gestern 
nach langem, schwierigen Prozesse sein Urteil konnte gesprochen 
werden, sitzt drinnen, als warnendes Exempel der allgemeinen Schau 
ausgesetzt. — Seht, eben wird der letzte Besuch fortgebracht, seid 
ein wenig zudringlich, verschmerzt einen kleinen puff und schlüpft 
hinein! 
Seht, da sitzt der Mann, dem zwanzig Länder und hundert Städte 
für sein Treiben nicht groß genug waren, im engen Kämmerlein, der
	        
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