Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
schlingt, wenigstens mir, Gegenwart und Zukunft, wie es mir die 
Vergangenheit längst vorweg verschlungen hat. 
Armer, unglücklicher Freund! seufzte Adamal und wollte ihn 
trösten; Satan aber verschmähte seinen Trost und tat den furcht 
baren, vermessenen Schwur: nicht eher zu ruhen und abzulassen, er 
hätte denn das Geheimnis enthüllt und sich die Ewigkeit errungen. 
Ewig, so schloß er, ewig muß ich sein, vor- wie rückwärts ewig, 
oder auch kein Anderer außer mir! Dann verließ er Adamal, der 
sich bereits von dem verlornen Freund abgewendet hatte, und an 
betend vor der Flamme niedergesunken war, verließ ihn und stürmte 
in den Kampf. Eine zahllose Menge verirrter Geister schloß sich 
dem verblendeten Oberhaupte an. Nach seinem Beispiele wandten 
alle ihre selige Zukunft nach rückwärts und kämpften damit ein 
ganzes Himmelsjahr, welches aber nicht weniger mißt, als hundert 
Erdenalter, gegen das furchtbare — Nichts und drängten es zurück 
bis zum Flammenschleier, hinter welchem das Geheimnis liegen 
sollte. — Schon faßte Satan triumphierend den Vorhang und wollte 
ihn mit frevler Hand zerreißen; da wich er plötzlich einige Sonnen 
fernen zurück und dazwischen stand Michael, der edelzürnende 
Cherub, mit einer auserlesenen Schar. „Quis ut Deus?" flammte 
von ihren Schildern und ihre Schwerter flammten ebenfalls. 
Du und wieder du mir im Wege! knirschte Satan und schleu 
derte seine Waffe, ein große, eherne Schlange gegen Michael, die 
aber an seinem Schilde zu tausend Stücken zerschellte. Darüber 
ergrimmten die Streiter des Ewigen und ein einziger Gesamtstreich 
zischte nieder auf die Rebellen und schlug sie zu Boden, der Boden 
aber brach in demselben Augenblicke ein und gähnte als grauenvolle 
Kluft, durch die sie niederhagelten in den Abgrund der Hölle. 
Der Abgrund hatte sich schon lange wieder zusammengetan, 
die Streiter des Ewigen waren abgezogen vom Kampfplatz und nur 
leise erbebten und wiederhallten noch die Himmel von ihrem 
triumphierenden: Quis ut Deus? Da stand noch einer mit ge 
senktem Haupte und einer Träne in dem tiefhimmelblauen Auge 
■—. Adamal war es, der nun wieder sanfte, jungfräuliche Cherub, 
dem auf immer verlornen Freunde die letzte Mitleidszähre nach 
sendend, nachdem er soeben einer der Tapfersten gegen den Feind 
des Ewigen gefochten hatte. Obwohl er dann getröstet und zu 
frieden zu seiner Heerschar eilte und der ewigen Flamme Lob und 
preis fang; so blieb ihm doch fortan das Andenken jener Er 
schütterung und eine Neigung zum Mitleid gewann die Grund 
farbe in seinem Wesen. 
Da aber das Geheimnis für ewige Zeiten gerettet und der 
Freund dieses edlen Gefühles unwürdig geworden war, fo lenkte er
	        
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