Volltext: Heimatspiegel [31]

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lernen gibt, mit Kräutersammeln sich eine kleine Hausapotheke anzulegen und 
dergleichen. — Hilfreich allenthalben. — Nach solchen Mädeln ist immer Nach 
frage, speziell auch bei Gründung eines eigenen Hausstandes. — 
Ja, eine kleine Schule auch für Befehl und Unterordnung, für körperliche 
und seelische — sozial-fürsorgliche Haltung: „Auch nicht so hochbucklig- sitzen, 
Brust nicht anlehnen, nicht mit der Nase schreiben, nicht krampfhaftes, sondern 
leichtes Federhalten." — Es ist gewissermaßen eine Reifeprüfungszeit für den 
kritischen Uebergang von der Schule ins praktische Leben zur Heranbildung 
eines heimatbeseelten Charakters, zwanglos — durch Selbstbeherrschung zur 
Selbstbestimmung. Denn schon sind sie fühlbar, die maßgebenden Grundlinien 
ihrer künftigen Lebenshaltung und es gilt mit aller Umsicht, sie zum Guten zu 
gestalten — so im Wohlgefallen an schlichter Anmut gegen protzigen Prunk, 
als augenfälliges Wahrzeichen ihrer Sinnesart. 
Wenn verallgemeinert diese Anleitung, dann zeitweiliges Treffen mit gleich 
geschulten Orten an Stelle der üblichen Schulausflüge, wovon nicht viel hängen 
bleibt, und zur wechselseitigen Animierung. — Das nennt sich selbständige, 
freie Kleinarbeit im Heimatdienste gegenüber dem großzügig geleiteten 
Großbetriebe von Massenausflügen — weiten Ferien fahrten —, allumfassenden 
Verbrüderungsfesten: Alles Jungvolk versammelt in unabsehbarer Runde, in 
mitten die Tafelfreuden, umdrängt, umfreit, beneidet von der Augenweide der 
Umwelt. — Aber warum nicht auch eingegliedert diese Kleinarbeit in den großen 
Schulorganismus mit einer Wanderlehrerin für einen ganzen Schulbezirk, be 
fruchtend den Schulbetrieb, für den nicht bodenständigen Lehrer eine Hilfskraft 
gewonnen in den eigenen Schülern, von denen die anderen lernen, animiertest 
angeregt. — Ein Arbeitsfeld für Lehramtsanwärterinnen, die bescheidenen 
Mittel aufgebracht eben im Zusammenwirken von Schule und Haus mit — 
Wucherzinsen. 
Oder warum nicht vorläufig einmal dort und da probeweise im Zusammen 
stehen benachbarter Schulen, bzw. von drei- und mehrklassigen Schulen dieser 
landwirtschaftlich-heimatkundliche Fortbildungskurs eingeführt in den zwei 
letzten Jahrgängen in Gruppen bis zu 20 Kindern, daraus sich Spielrunden 
bilden lassen, mit periodischen Wanderungen, wenigstens einmal in jeder Jahres 
zeit in der Umgebung aufgeteilt unter die Lehrkräfte und mit dem Kosten 
aufwand des nutzlosen verkürzten Unterrichtes. 
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Zum Abschluß eine besinnliche Rast beim „Marterl" für Franz Hier 
mann aus Aschach, den getreuen, herzhaften Heimatkundler, mit seiner Skizze 
„Die Laurenzi-Kapelle in A s ch a ch". 
Ein seltsam gewordenes Kleinod: Rings um das Kirchlein — jetzt „Spital 
kirche" benannt — ein wahrer „Friedhof", ein Gartenhof, blumenreich mit 
gepflegten Gängen zu den Gruftgräbern, umfriedet vom „Armleuth-Bruderhaus" 
inmitten des Marktes. 
Bis zum Jahre 1784 war Aschach zur Pfarre Hartkirchen gehörig, die 
heutige Pfarrkirche an der Donau nur eine Taufkapelle und bestand auch nur 
ein kleiner „Freithof" für Arme, Namenlose und Leichen Ertrunkener mit einer 
geringen Kapelle — St. Michael, dem Seelenwäger und Totenüberführer ins 
Jenseits, geweiht. Um 1570 erbauten die Schaunbergerischen Teilerben, die 
Herren von Liechtenstein-Nikolsburg, das Schloß „Aschau", und vom Stiftungs 
kapital der Nutznießerin Frau Benigna von Liechtenstein wurde das Armen- 
leuth-Bruderhaus unserer lieben Frauen Opferung und Heimsuchung 1587 
unterm Marktrichter Daniel Markuth gegründet und dazu die alte Michael 
kapelle vergrößert, dem Bewahrer der Schätze der Kirche, „das sind die Armen", 
dem heiligen Diakon Laurentius geweiht und mit Altarprivilegien belohnt; das 
geschah zu Zwecken des stiftungsmäßigen viermaligen Taggebetes der Spitaler.
	        
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