Volltext: Heimatspiegel [31]

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Ruhe, das Aus ge glättete in den Formen, das Gleichmaß und die behagliche, 
oft etwas eintönige Ruhe des Alters. 
In großen Zügen betrachtet, haben wir ja innbeni oberösterreichischen Kalkalpen, 
wie in den Alpen überhaupt, ein „junges" Faltengebirge aus dem Tertiär, im 
oberösterreichischen Granitplateau, wie auch im ganzen böhmischen Massive, 
ein uraltes, stark abgetragenes Gebirge oder einen Gebirgsrumpf aus der 
Karbonzeit, zum Teil vielleicht sogar aus der geologischen Urzeit vor uns. 
Die Kalkalpen haben sich nicht auf einmal, sondern in mehreren Phasen 
gebildet. Ihr Baumaterial ist der Hauptsache nach ein Ablagerungsprodukt der 
Meere der Triaszeit. 
Zwischen die Alpen und das Granitplateau schaltet sich der dritte Teil des 
Landes ob der Enns ein. Seine Bildung und Gestaltung bedingten Nieder 
schläge des Meeres, Ablagerungen von Flüssen, Gletschern und auch des Windes. 
Im Lande Oberösterreich ist die Formenwelt des Alpenvorlandes die jüngste. 
Da in ihm größere Erhebungen fehlen, nur Flüsse und Wälder als Verkehrs 
hindernisse und Siedlungsfeinde in Betracht kommen und der Boden für den 
Anbau von Getreide und Nutzpflanzen am günstigsten ist, umschließt dieser dritte 
Landesteil die für den Bewohner wichtigsten Gebiete. Der Name Alpenvorland 
sagt, daß das Hügelland und die Ebene zwischen Alpen und böhmischem Massiv 
ein Kind der Alpen sind und mit diesen in innigem Zusammenhange stehen. 
Die Kräfte der Verwitterung schufen das Gesteinsmaterial, welches das Vorland 
aufbaut. Ohne die transportierenden Kräfte der Flüsse, Gletscher und des 
Windes wären die Schotter-, Sand-, Schutt- und Staubmassen in den Alpen 
liegen geblieben und hätten dort die Bergketten so verschüttet, wie wir es in 
Wüsten beobachten können. Eine Besprechung des natürlichen Landschaftsbildes 
von Oberösterreich wird wohl am besten von den Alpen ausgehen, an diese eine 
Schilderung des Alpenvorlandes anschließen und dann das Granitplateau in 
seiner Eigenart schildern. 
II. Kreuz und quer durch Oberö st erreich. 
W a n d e r b i l d e r. (Etwas gekürzt.) 
Die alte Form des Fahrens und Wanderns vollzog sich in den Tälern 
und Ebenen eines Landes. Man folgte den Bächen, Flüssen und Strömen und 
kam dabei zu Psarrdörfern, Märkten und Städten. Wie es in der Landschaft 
nirgends Gesetze gibt, so waren auch hier Ausnahmen zu finden. Die engen 
Täler im Unterlaufe der Mühlviertler Flüsse waren bald schluchtenartig enge, 
dann wieder dicht mit Nadelwäldern bestanden — und so im ganzen größeren 
Siedlungen feindlich gesinnt. 
Bringen uns somit Talwanderungen zwar nur im allgemeinen zu den 
Menschen, zu den größeren Stätten völkischer Kultur, so führen uns Berg- 
u n d Höhen Wanderungen aus dem menschlichen Getriebe hinaus. An 
Stelle der Kultur schleicht sich immer mehr die Natur ein und umspielt uns 
mit ihren bunteren Farben, mit ihren melodischen Tönen, mit ihrer Einsamkeit 
und Stille. Bald wird der Wald unser Gefährte, dann folgen wir wieder 
blumigen Wiesen, aus denen uns da und dort eine fremdartige Blüte entgegen 
leuchtet. Menschliche Siedlungen flüchten sich bescheiden in einen Waldwinkel, 
aus dem uns ein altes Holzhaus verträumt anschaut. Im Tale längst abge 
kommene Bauformen haben sich auf den Höhen noch vielfach erhalten. Alte 
Bergkirchen und hochgelegene Wallfahrtsstätten blicken weit hinaus in die Lande 
und hinab zu den Flüssen und Strömen mit ihren Städten und Märkten. Heute 
triumphiert in diesen Bergkirchen das festliche Barock der katholischen Kirche. 
Da verschmelzen Raum, Plastiken und Malereien zu einem wunderbaren
	        
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