Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Die Waldmühle. 
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Ja — da gienlöffeln d' Buem, stattn Trinkgeld — Ertl und 
Trümmä! 
G'schiacht iehn awa schan recht, und g'strast mueß wern, was 
karn'n Bon hat! (Stelzhamer. D'Ahnl.) 
Der Verzug, der durch dieses „Verziehen" eintritt, ist nicht 
unbeträchtlich — doch kommt dabei niemand zu Schaden. Die Zu 
schauer haben hiedurch größere Bürgschaft, daß ihnen nichts entgeht, 
die Teilnehmer, daß alles bemerkt wird — und es ist diese Langsam 
keit nach bäuerlichen Begriffen auch majestätischer und nobler. Weiß 
der liebe Gott, woher diese Ansicht kommt, jedoch boshafte Leute 
wollen bemerken, daß daran der bedächtige Geschäftsgang bei den 
Behörden (insgemein „Herren" genannt), mit denen der Bauer hin 
und wieder zu tun hat, nicht das wenigste Verdienst trägt. 
Die Fahrt durch das Pfarrdorf ist glücklich überstanden. Die 
Weiber haben so viel gesehen, daß sie für ein paar Tage Stoff zur 
Unterhaltung haben, und die liebe Jugend ist auch zufrieden — denn 
manchen bayrischen Sechser hat es getragen und kein Seil ist zer 
schnitten. 
Man hatte noch eine kleine Strecke zum Walde, der vor der 
Mühle liegt. Das Herz der jungen Braut klopfte in seltsamer Be 
klemmung. Sie konnte sich nicht Rechenschaft geben, aber ihr war, 
als stehe ihr ein recht widerliches Erlebnis bevor. 
Ihre Angst sollte sich nicht unbegründet erweisen. 
Schon waren die meisten Wagen im Walde verschwunden — 
die beiden letzten wollten eben einbiegen — da scheuten die Pferde 
wie vor einem ungewöhnlichen Anblick. Betroffen fuhr Marie aus 
schmerzlichem Sinnen und blickte vorwärts — da stand mitten auf 
der Straße unbeweglich eine weibliche Gestalt, die sich urplötzlich 
vor die Pferde des vorletzten Wagens gestellt haben mußte, den Blick 
auf die Obensitzenden gerichtet. 
Ls war die alte Mietz. Hans, der Mühlbursche, war entschul 
digt, wenn er sich nicht verlangte, dieser Person zu begegnen. Es 
war eine ungemein abschreckende Erscheinung. Marie spürte ein 
Gefühl, als ob ihr eine Kröte über das Gesicht liefe. Die Alte 
trug kein besonderes Merkzeichen der Häßlichkeit, wie triefende 
Augen, gekrümmten Rücken usw., wohl war sie gebeugt und ihr 
Gesicht gefurcht von tiefen Falten; jedoch was sie entstellte, war der 
ungemein stechende, bösartige Blick jener Augen, die Hans neidgrün 
genannt. 
Diese Augen hasteten jetzt unverwandt auf Marie. 
Einen Moment herrschte ein merkwürdiges Schweigen — die 
Pferde standen unbeweglich und der Rosselenker vergaß sie anzutreiben.
	        
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