Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

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Die Waldmühle. 
Hof, schwang sich auf das leichte „Steirerwagerl" und war bald im 
Baumgarten verschwunden. 
Line kurze weile hierauf wurde es noch lebendiger im Hof. — 
was nur an Gespann vorhanden war — und im Steinhof war man 
wohlversehen, — wurde aufgeboten und auch fremdes entlehnt, um 
den reichlichen Brautschatz wegzuführen. 
wagenburgenähnlich mit ihren aufgetürmten Risten und Truhen, 
harrten die belasteten Gefährte der starken Landrosse, um in Bewegung 
gefetzt zu werden. 
Endlich hatte jeder wagen feine Bespannung und noch oben 
drein zuhöchst auf den Brautgütern thronend lustige Hochzeitsgäste. 
Auf dem vorletzten wagen, halb von Weiberröcken, Spitzen, 
Bettzeug und derlei vielseitigem Hausbedarf verschüttet, sind die 
Braut, die Brautmutter und andere Weibsleute postiert. 
Zuletzt kommt der Musikantenwagen, mit Tannenreisig und 
Bändern geziert. Noch werden einige Maßkrüge an den wagen 
hinaufgereicht, wobei man besonders am letzten bedeutende Nachfrage 
bemerkt, und endlich fetzt sich der Zug in Bewegung. Die Musi 
kanten taten ihr höchstes und die beiden Trompeter, unverwüstlich im 
Ansatz und in Ausdauer, schmetterten die allerneuesten weisen hinaus 
in die reine Bergluft, während schallende Jauchzer im höchsten Kehl 
laut die Umgebung von dem Ereignis des Tages in Kenntnis fetzen. 
weil die Entfernung vom Hofe zur Mühle nur eine kleine 
Viertelstunde betrug, so hätte sich's nach der Anschauung der Teil 
nehmer nicht gelohnt, der kurzen Strecke willen zu fahren, man wählte 
daher den dreifachen Umweg über das Pfarrdorf, wobei voraussichtlich 
der ländliche Pomp zur größeren Geltung kommen würde. 
Im pfarrdorf ist alles auf den Beinen. Weiber und Kinder 
liefern das größte Kontingent der Zuschauer. Erstere wollen ihre 
Neugierde befriedigen und klatschen, letztere bereiten sich auf ein an 
deres Vergnügen vor, das zugleich auch einträglich ifü Sie schleppen 
Stricke und Stangen herbei, versperren damit die engen Stellen der 
Straße, auf der der Zug sommert muß, kurz — sie wollen die Braut 
fahrer „verziehen", wie der übliche Ausdruck lautet. Nur gegen 
klingende Münze, die von den wagen mitten unter die Buben 
geworfen wird, was dann gewöhnlich zu kleinen Balgereien 
führt, lasten sich Stangen und Seile nieder, um an anderen Stellen 
des Weges denselben Zwecken zu dienen — ob aber mit gleichem 
Erfolg? Nur manchmal wird dem Brautführer oder sonst eiüem 
die Maut der kindlichen Industrieritter lästig, er 
„. . . zuckts Stillet ausn Zwerifack und 
Schneidt — was nöt äflaßt geschwind, Strick und Schnur und 
Bändel frisch wurzweg.
	        
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