Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Die^ Waldmühle. 
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Blick um den Hof herum schweifen lassen, fo sehen wir Baum an 
Baum in rechtwinkliger Ordnung aufgestellt — links erblicken wir 
sogar eine kleine Obstbaumschule und eine Mostpresse, — ein Beweis, 
daß der Besitzer des Hauses das Vorurteil seiner Landsleute nicht 
teilt, und sich mit der Obstbaumpflege abgibt, die fast im gesamten 
Mühlviertel unter meist nichtigen Vorwänden verwahrlost wird. 
Treten wir ins Haus. Geschäftige Dirnen rennen aus und ab. 
Es gibt eben viel zu schaffen heute am Vortage der Hochzeit. Da 
wird gesotten und gebraten, gepackt und geordnet und alles ist in 
eiliger Bewegung. 
Aus der großen Gesindstube tönen Klarinetten und Geigen 
und zwischendurch jubelt die Trompete drein. — Es sind die bestellten 
Musikanten, die beim Ueberführen der Brautgüter in das Haus des 
Bräutigams (das sogenannte „Brauttruhenführen"), den Zug be 
gleiten. Sie hatten sich etwas früher eingefunden, teils, weil die Gast 
lichkeit des Hauses bekannt war, teils auch, um einzelnen jungen 
Leuten, die morgen zum erstenmal an einer Hochzeit teilnehmen 
wollen, Gelegenheit zu notwendigen Tanzübungen zu geben. 
Besuche kommen ab und zu. Es sind teils Verwandte, teils 
Neugierige. Ls ist eben Gebrauch, daß die Mitgift der Braut zur 
Schau gestellt wird. 
Die Eitelkeit, eine Haupttriebfeder der menschlichen Handlun 
gen, ist auch hier zu Hause. Dadurch, daß man noch nicht gelernt hat, 
die Regungen des eitlen Herzens dem Beurteiler fast ganz und gar zu 
verbergen, sondern sich gerade durch ungeschickte Verdemütigungen 
preisgibt, bilden sich höchst drollige Szenen heraus. 
Die Truhen, in welchen Wäsche, Kleidung, Leinwand, Flachs, 
Eier usw. aufbewahrt sind, werden schon vierzehn Tage vor der Hoch 
zeit ausgespreizt. Da kommen nun die Leute, besonders am letzten 
Tage, und schauen sich die Herrlichkeiten an. — Die Gefühle, mit 
denen sie alles mustern, sind verschieden, gewöhnlich aber nicht weit 
von Neid und von der Sucht entfernt, irgend etwas zu entdecken, was 
sie mit boshafter Geschwätzigkeit wieder an Mann oder besser gesagt 
„ans Weib" bringen können, — denn daß bei derlei Besuchen und 
dem folgenden Geklatsch fast ausschließlich das zarte Geschlecht ver 
treten ist, ist selbstverständlich. 
Rede und Gegenrede sind fast stereotyp und es muß für die 
Brautmutter (welche gewöhnlich das Geschäft trifft, die bewundernden 
Huldigungen entgegenzunehmen), etwas langweilig werden, immer 
dasselbe zu hören und dasselbe zu sagen. 
Line solche Szene gibt sich beiläufig so: 
Der Besuch wird in die Schatzkammer geführt. Zuvor erfährt er 
die demütige Versicherung, daß es nicht viel fei mit der Mitgift.
	        
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