Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

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Beiträge zur biographischen Skizze. 
Als noch mein Mütterchen lebte, hätte eine solche Anwandlung 
nicht statthaben können. 
Mie kam mir ihr lebensfreudiges Gemüt zu statten! Etwa 
vierzehn Tage vor ihrem Tode machte sie mich auf das Klage 
geschrei eines Finken aufmerksam, dem ein Rabe oder eine Katze 
das Nest zerstört haben mochte, und als sie unmittelbar darauf 
einen Schlaganfall hatte, von dem sie sich wieder erholte, war es 
wieder der klagende Fink, der sie beschäftigte. Diese Gefühls- 
innigkeit und fast jugendfrische Lebensauffassung war mir förder 
licher als jeglicher andere Impuls. 
Ich muß mich gewaltsam einem anderen Gegenstände 
zuwenden. 
wenn Meitzenböck zwischen Schwänken und Schnur- 
r e n nicht unterscheidet, so hat er von seinem Standpunkte aus 
ganz recht. Ich selber reihte unter die Schwänke alle tzumoristika, 
die ein Faktum zum Gegenstände haben, also mehr episch behandelt 
sind, während die Schnurren subjektive Auffassung zeigen. 
Mas er ausgeschieden wissen will, gefällt mir selbst nicht recht 
oder kommt mir bedenklich vor. 
Der „Krautesel" und ,,d' Mött" müssen jedenfalls auf 
unbefangenere Zeiten warten. So auch der „Dowelschuß" und 
„Dä Rehrlbrunn". Die beiden ersteren sind zu keck, die beiden 
letzteren nicht anständig genug. 
„Dö dowelt Hantierung" muß auch wegbleiben, da der 
Pfannsexp noch lebt und in „Marum der Hund auf pöfenbah 
rennt" darf ja nicht Mösenbah gesetzt werden, damit mich der 
Taddö nicht „dertapxt". 
Ich möchte nur ein Vorwort gegen die Kürzungen beim 
„Löbäbartl" und „wöbäfexp" einlegen. Bei letzterem kann wohl 
ohne Nachteil die Einleitung und der Schluß entfallen, aber der 
Bärtl kann die Amputation nicht vertragen. 
Ich habe zur weiteren, gedeihlichen Gewissenserforschung 
noch einmal Lambels Kritik (zum „Bauernkriag") vorge 
nommen und mit dem unabänderlichen Entschluß wieder auf 
gehoben, daß ich das ganze Opus erst dann aus der Hand geben 
werde, wenn ich von A bis Z die möglichen Korrekturen 
und Ergänzungen vorgenommen habe. Dort, wo ich mit mir 
selber einig bin, werde ich auch meine eigenen Mege gehen. Ich 
bin ihm trotz der beispiellosen Kaltblütigkeit, womit er seine 
Vivisektion ins Merk setzte, dankbar und weiß, daß er redlich 
seine Meinung sagte. 
In Liebe und Treuen 
Dein Norbert
	        
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