Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Beiträge zur biographischen Skizze. 
Doch Mütterchens Frohnatur läßt das Herz nicht erkalten 
2. Später einmal. 
Auf dem weichen Mutterschoße 
Sitzt ein wunderlieblich Rind, 
Spielt mit einer dunklen Rose, 
Streut die Blätter in den IDtnb. 
warte nur, du liebes Rlärchen, 
Roch zu frühe fragt man dich; 
Erst nach einem Dutzend Jährchen 
Findet Herz und Antwort sich. 
Doch die Mutter fragt nun leise, 
Halb im Ernste, halb im Scherz: 
„Liebes Rlärchen, sag mir weife, 
Sag, wo hast du denn dein 
Herz?" 
Ach, daß Gott es dann bewahre, 
wenn es warm und heiß sich 
hebt! 
Daß es niemals Leid erfahre, 
wenn es einst in Liebe bebt! 
Daß dein Engel dich behüte, 
wenn dein Herz der Liebe glaubt, 
vor dem Lose jener Blüte, 
Der du Sein und Duft geraubt! 
Und der Rleinen zarte Hände 
Tasten ratend hin und her, 
Ob sie nicht ihr Herzlein fände - 
Doch das Raten wird ihr schwer. 
So denkt er 
eigenes Rindesglück 
3. Mntterbriefe. 
Die lieben, ehrlichen Züge! 
Das holde, mahnende Wort! 
Lebendig pulsiert durch die Flüge 
Der Zeiten ihr Wesen fort. 
Ihr Leben wenn ich betrachte, 
wie war es fo sorgenschwer! 
Die Opfer, die sie mir brachte, 
wie waren sie hoch und hehr! 
Sie war wie niemand gewogen 
Dem forgebedürftigen Rind 
Und hat es doch nicht verzogen 
wie manche Mütter blind. 
Erst heute nach vielen Jahren 
Beschlich mich ein süßer Trieb, 
Als Alter neu zu erfahren, 
was einst die Mutter mir schrieb. 
Ich hielt ihre sämtlichen Briefe 
Bis heute verschlossen im Schrank 
Und hole sie nun aus der Tiefe 
Mir selber zum Troste und Dank. 
Ihr Leib ist lange vermodert, 
Der diesem Leben entrückt; 
Jedoch aus den Briefen lodert 
Ihr Lieben noch unzerstückt.