Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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mittel zurück. Da thront noch dem malerischer: Herrgottswirrkel gegenüber 
der riesige Kachelofen mit der Ofenbank rund herum nrrd der lustigen alten 
Kinderwiege irr wärmender Nähe. Draußen irr der Küche steherr am offenen 
Herd die Feuerböcke und der Bratspieß erwartet seine Beute aus der an 
schließenden Speis, irr die nach altem Muster von der Küche aus der Back 
ofen eingebaut ist. Das Wunderbare an dieser ganzen Bauernhausarrlage 
ist ihre Naturechtheit. Alles entspricht der Wirklichkeit, hier sieht nichts 
gestellt aus, nichs musealmäßig angehäuft. Man hat tatsächlich das Emp- 
firrden, bei einer Wanderung über Land auf ein richtiges altes Bauernhaus 
gestoßerr zu fein, obwohl solch altertümliche Einrichtung heute im ganzen 
Bezirk nicht mehr anzutreffen ist. 
Besonders rühmenswert ist das Zustandekommerr des Ganzer: mitten 
im Wirrwarr des Weltkrieges, wo doch ansonsten überall jede rreuschöpferische 
Tätigkeit erlahmte, jede Kulturarbeit ruhte, alles Kunstbestreben darrrieder 
lag. Freilich wäre auch die Einrichtung des Heimathaufes irr dieser 
traurigen, arbeitskraftarmen Zeit nrrd gar irr der kurzer: Frist von nicht 
einmal einem Jahr unmöglich gewesen, ohne die gewaltigen Vorarbeiten, 
wie das Erwerben und Einbringen der Gegenstände, die zur Hauptsache dem 
unermüdlichen Arbeitsschafferr des Vereirrsleiters und Heirnatmalers Hugo 
v. Pr een auf Osternberg bei Braunau zu verdanken sind. Als jüngstes 
Heirnatwerk hat nunmehr nach Hugo v. Preerrs Federzeichnungen „Altbraun- 
auer Stadtansichten" der rührige Heirnatverleger L. Högling er prächtige 
Drucke hergestellt, die als „Braurrauer Heimatkarterr" ausgegeben werden. 
Kaum minderschöne Bilder als die Altstadt bietet Braunaus Natur- 
umgebung. Braurrauer Frühlingstage! In den Augründerr — dem Jnnwall 
gegenüber beginnend, umsäumen sie mit eirrigen Unterbrechungen den Fluß 
stundenweit stromaufwärts — karrn marr sie erleben, wie kaum anderswo 
lieblicher. Die blühende Au! Zartgelbe Blättlein schießen aus der: schlanken 
Weidenruten, daran die wolligen Kätzchen in verschwenderischer Fülle den 
leisen Frühlingslüften ihren Blütenstarrb darbieten. Irr Hellgrün kleiden 
sich die schwarzen Erlen an den Bachrändern, zu ihren Füßen funkeln aus 
dunkleren Blattpolstern die goldenen Kronen der Dotterblumen. Gar die 
knorrigen Schwarzpappelriesen drinnen im Busch haben ein lichtes Frühlings- 
kleid angezogen. Um sie herum, weithin leuchterrd, weiße Irrselcherr von 
Schneeglöckchen und Knotenblumen, zwischen silberschirnmerrrden Wogen 
blauer Meersterrre, strahlend im Lichte der Frühlingssorrrre, die überall 
durchglitzert. Dort wieder ragen aus dichtem Blättergrund die mattgrünen 
Düten des braunkolbigen Aronstabes, neben der rosafarbenen Schuppenwurz 
einer der absonderlichsten Aufrühlingsgäste. Und überall bewegtes Leben! 
Hier schreckt der Schritt des Wanderers ein paar scheue Wildenten aus 
eurem Tümpel auf, drüben flüchtet im sausenden Galopp ein zierliches Reh. 
Am Boden summen vergnügte Bienlein um honigspendende Blumenkelche, 
auf den Bäumen beginnt Meister Specht seine Zimmermannsarbeit, hoch 
oben in der Luft ziehen Möven ihre lautlosen Gleitflüge übers Wasser. 
Naturerwachen im Frühling, erhabenste Auferstehungsfeier! 
Ein Gegenbild von der anderen Stadtseite zur Herbsteszeit! Drüben 
blickt ein Kirchlein gar freundlich von der Anhöhe. Raus Hofen, das ehe 
malige Augustirrerkloster, das lange starrd, ehe Braunaus Aufbau begorrnen 
wurde. Dort lebte als Mönch Wern her der Gärtner, der Dichter des 
„Meier Helmdrecht", jener ältesten deutschen Dorfgeschichte, die im abseits
	        
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