Volltext: Ausgewählte Dichtungen [14]

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Mein Lebewohl an Gberösterreich! 
Ich ruf es dir im Drange des Gefühles 
Aus Österreichs schöner Metropole nach! 
Inmitten ihres lauten Lustgewühles 
Wird meines Innern tiefste Sehnsucht wach. 
Mein Heimatland, allüberall gepriesen, 
Nimm meines Herzens innigsten Erguß; 
Du Land, das Mutterliebe mir bewiesen, 
Empfange deines Sohnes Scheidegruß! 
Laß mich den Dank in Sangesglut erwidern! 
Du hast mein Streben liebevoll erkannt, 
Du horchtest freundlich meinen ersten Liedern, 
Und deinen Sänger hast du mich genannt. 
Wie ist es süß, im Lied es dir zu sagen, 
Was in der Seele mir dein Name weckt, 
Was du mir warst seit meiner Rindheit Tagen, 
Was du mir bleibst, bis mich die Erde deckt! 
In deinem Schoße ruhen die Gebeine 
Der teuren Mutter, welche mich gebar; 
Du segnetest zum süßesten vereine 
von Menschenherzen mir den Traualtar! 
Du gabst mir teure Rinder, zarte Bande, 
Durch welche du noch fester mich umschlingst, 
In denen du von meinem Iugendlande 
Mir täglich neue Liebeszeichen bringst. 
Am ersten Tag, wo ich von dir gegangen, 
Da war, von Leid und Rührung still genäßt, 
Mein Auge lange, — lang an dir gehangen, 
Da hielt es warm an deinen Zügen fest: 
Wie in des Abschieds feierlicher Stunde 
Des Sohnes Blick am Mutterantlitz hängt, 
Indem er auf der Trennung heiße Wunde 
Den frommen Segen ihrer Hand empfängt. 
Ich mußte scheiden — und das Fahrzeug eilte, 
Die Rette deiner Berge schwand vor mir; — 
Leb wohl, mein Land, wo ich so glücklich weilte, 
Mit Treue, Lieb und Dank vergelt ich dir! 
Ich will das liebende Gemüt bewahren, 
Das du in mir mit mildem Sinn genährt, 
Ich bring es dir zurück, wenn einst nach Jahren 
Das Schicksal eine Heimkehr mir gewährt!
	        
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