Volltext: Ausgewählte Dichtungen [14]

Schuberts Totenfeier. 
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Wir hören seine Seele sich ergießen 
Wie eine Nachtigall im Blütenstrauch; — 
In zärtlichen Gefühlen sanft zerfließen, 
Umwehend wie ein warmer Liebeshauch; 
Doch werben wir oft mächtig hingerissen, 
Und Schuberts Töne sind ein Donner auch; 
So wußt er uns mit sich empor zu tragen, 
Des Herzens tiefste Saiten anzuschlagen. 
„Erlkönigs" Schauer werden uns umrauschen, 
Das Mark durchbeben mit der Töne Wacht! 
Entzücken werden wir mit Schrecken tauschen, 
Beim „Lindenbaum" und süßen Sang der „Nacht„; 
„Dianen" wird das trunkne Mhr belauschen, 
Die Göttin hören, wenn ihr Zorn erwacht; 
Die Seele wird „Sei mir gegrüßt!" erheben, 
Der „Gondelfahrer" Lust auch uns beleben. 
So wird sein Tod aufs neue uns bewegen, 
Und den noch tiefer, der ihm näher stand; 
Verehrte Glieder sind auch hier zugegen, 
Die seinen Wert, so wie sein Herz erkannt; 
In ihnen wird der herbste Schmerz sich regen, 
Die Schubert ihren Jugendfreund genannt! 
Ihn, der als Mensch und Künstler gleich geachtet, 
Nur nach des Lebens höhrem preis getrachtet! 
Wer so in seines Lenzes frühster Blüte 
Zum reinen Urquell alles Schönen drang, — 
Wer so für Kunst und ihre Wahrheit glühte, 
Wem so, wie ihn, ihr Genius umschlang, — 
Wem, wie in Schuberts innerstem Gemüte, 
Der Harmonien Himmelston erklang: 
Der sichert sich des Lebens schönste Kronen, 
Wo deutsche Kunst und deutsche Liebe wohnen! 
Doch — brach er auch die farbenreiche Blume, 
Die den Geweihten nie verwelkend blüht, — 
Empfing er auch den Kranz im Heiligtums 
Der Kunst, für die begeistert er geglüht, — 
Auch der Gedanke huldigt seinem Ruhme, — 
So tönt uns doch — und schmerzlich wird das Lied — 
Aus seinen Melodien und Akkorden: 
„Was wäre unser Schubert noch geworden!"
	        
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