Volltext: Schülerausgabe ausgewählter oberösterreichischer Dialectdichtungen [1a]

Dö heili Nacht. 
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Da steht in da Mittu 
Vor an kloan'n Gartl 'n pedan a ) sein ^ütt'n. 
San er und sie gar rechtschaffne Leut, 
VCiä hert 's ganze Jahr bei eahn vo koan'n Streit, 
56 schind'n und plagn so Halbs z'taod 
Und gwingan 2 ) für d' Uinda kam 's tägli Braod. 
I fahr grad bei sein'n Ljäuserl für, 
Da steht da j?eda vor seina Thür, 
Awa ganz trauri und niedagschlagn. — 
wart, denk i, den muaß i fragn. 
„Guadn Abnd, j?eda, wia gehts da denn?" 
Statt z'rödn, höbt ar an zun flen'n. 
„Mein ^err", sagt a z'löshb) „mit mir is aus, 
Roan'n Biffn Braod in ganzn L^aus — 
Und dazua mein U)eib, das krank zun Sterbn — 
Stirbt's, müaffn d' Aindar und i vaderbn. 
Das is a traurige heili Nacht! — 
Da Geistli hat erst schau 'n Herrgott bracht, 
Leicht denn s' Christkindl a nu kimmt 
Und ön Rindan eahn Muada wögnimmt? 
U)as fang i aft mit 'n Schüberl 4 ) an — 
Mit mir is's aus, i bi a gschlagna Mann." — 
„^au", sag i, „peda, was fallt da denn ein, 
Man muaß not so vazagt glei sein, 
Ä christliga Mann bist alleweil gwöst, 
Unsa Herrgott hilft, das glaub na föst, 
Und z'löst wird alls wieda recht, 
L^aÜs ausgschaut z'erst a nu so schlecht. 
3 muaß dert a Bißl einischaun." 
Drauf steig i a und Heng ön Braun 5 ) an Zaun. — 
Was hab i gsegn drin, du liaba Gott! 
Nix als Ölend und bittre Noth. 
D'Rinda ohne Gwand, in Bett 's krank Weib, 
Mir hat st s'Herz umdraht in Leib. 
3 schau 's mit nassen Äugn an, 
Weil i den Leutln gar nöt helfen kann. 
Da gibt ma s' Christkindl an Gedänkar ein, 
3 glaub, ös wird nöt andas sein: 
3 Han sa in Schüttn draußt allahand, 
Neue Schuah und a warms Wintagwand, 
x ) des Peters. 2 ) verdienen (gewinnen). 3 ) zuletzt. 4 ) Schar seiner Rinder. 5 ) den 
Braunen (Pferd). 
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