Volltext: Volksausgabe ausgewählter oberösterreichischer Dialectdichtungen [1 / 2. Aufl.]

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Franz Stelzhamer. 
Gedichte in obderennsischer Volksmundart. Regensburg 1846. (I. G. 
Manz.) - 4. D'Ähnl. Wien 1851, 2. Aust. 1854. — 5. Gedichte. 
Lotta 1855 (darunter auch d'Ähnl). — 6. Neueste Lieder und 
Gesänge. Linz 1868?) — 7. Ausgewählte Dichtungen von F. St. 
herausgegeben von Rosegger. 4 Bände. 1882. Gebunden 3 st. 30 kr. 
(hartleben, Wien.) 
Franz Stelzhamer ist nicht bloß unter den mundartlichen 
Dichtern Oberösterreichs, sondern Süddeutschlands überhaupt der erste. 
Diese Anerkennung, sein gutes Recht, wird man ihm auf die Dauer nicht 
vorenthalten können. Ls wäre ihm unter uns Deutschen längst geworden, 
wenn er nicht unser Fleisch und Blut, sondern etwa ein Grönländer oder 
ein alter Mexikaner wäre. Gewaltigeres ist in der gesammten mund 
artlichen Literatur Deutschlands nicht zu finden als seine „Königin Noth" 
oder ,,'sMahrl von Taod"; seiner sind Charakter und Sitten eines Volkes 
nie gezeichnet worden, als die des oberösterreichischen Bauernvolkes in 
der „Ahnl"; frischer und witziger ist nie gesungen worden, als in Stelz- 
hamers Liedern, was ihm den ersten Platz sichert, ist die wunderbare 
Kunst, in der Sprache und mit den Vorstellungen eines Landmannes nicht 
allein Kleinigkeiten, sondern auch die höchsten sittlichen Fragen zu behandeln, 
an denen der menschliche Geist seit Urzeiten sich abmüht. Immer bleibt 
Stelzhamer dabei der Bauer seiner Heimat; versteht sich kein erster bester, 
sondern „a sinnirada Kops, in dens brinnt untan huat." Solche Köpfe 
hat es bekanntlich zu allen Zeiten und nicht bloß unter den Gebildeten 
gegeben, was man an seinen Dichtungen am ehesten zu bedauern findet, 
ist die Ungebundenheit, mit welcher er seine Genialität oft spielen läßt, 
was wir an trefflichen Gedanken hiedurch gewinnen, verlieren wir an 
der Klarheit und Rundung des Lindruckes. Stelzhamers Sprache ist die 
urwüchsige Bauernmundart am Nordabhange des Hausrucks. Lr beherrscht 
sie mit unübertroffener Meisterschaft. Und von diesem Dichter, dessen 
Werke ein kostbares Hausbuch unseres Volkes zu sein verdienten, bleiben 
sogar die „Ausgewählten Dichtungen" liegen, von einer Gesammtausgabe 
zu schweigen! hier haben die Deutschen, Oberösterreich voran, eine 
Schuld zu zahlen. Schullehrer vor! 
Bemerkung. Den Text der hier enthaltenen Gedichte Stelzhamers 
habe ich für diese 2. Auslage berichtigt, hiezu benützte ich des Dichters 
eigenhändige Aenderungen und Zusätze in seinem Handexemplar. Die 
fortlaufenden Erklärungen unter dem Text und die Einleitungen zum 
„Soldatenvöda" und zur „Ahnl" hat Dr. A. Matosch gegeben. 
G. weitzenböck. 
*) preis 1 fl. Die in Linz lebende Witwe des Dichters hat noch zahlreiche Exemplare 
davon zu vergeben.
	        
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