Volltext: Volksausgabe ausgewählter oberösterreichischer Dialectdichtungen [1 / 2. Aufl.]

Wilhelm pailler. 
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Wilhelm Pailler. 
Tragand: 
So eins oder zwei Jahr alt sein 
Und bring mir eins zum Augenschein. 
So bin ich doch der König genannt 
Und steht mein Land in gutem Stand. 
0 Gerr, das wär wider das Gebot, 
Das uns gegeben der gerechte Gott. 
Ich will lieber den Dienst des Gerrn vermeiden, 
Als wider Gott im Gimmel streiten. 
Gerades: 
willst du nicht thun nach meinem Gebot, 
Sterben müssens dennoch ohne Gnad. 
Ich glaube, es wird doch besser sein, 
Ls sterben alle Kuäbelein, 
Als daß ich vom Thron sollt gestoßen sein! 
Tragand: 
Bitt doch, herzliebster König mein! 
Verschont mich und die unschuldign Knäbelein! 
Gerades: 
Das Bitten ist bei mir umsunst; 
Willst du erhalten mein' Gnad' und Gunst, 
So thu, was ich dir befohlen hab! 
Sterben müssen sie ohne Gnad. 
(Herodes ab.) 
Tragand: 
3^. Scene. 
Muß ichs thun, so will ichs thun, 
Aber ich wills nicht verantworten, 
Das laß ich auf meinen Gerrn ankommen. 
Bei Gott! Bei Gott! 
Tragand: 
35. Scene?) 
Kommt her, ihr lieben Lltern mein, 
Mit euren herzlieben Kinderlein! 
Der König hat ein gut's Gedenken 
Er will ein'm jeden zwei strich Trdöpf'l schenken?) 
Der Tragand wendet sich hier unnnttelbar an die Mütter unter den Zuschauern. 
Der Gedanke, daß nun diese selbst ihre zum Spiel mitgebrachten Kinder ermorden lassen sollten, 
mußte sie jedenfalls tief ergreifen und des Merodes Grausamkeit in ihrer ganzen Größe an 
schaulich machen. 2 ) Strich — halber Metzen. Den Müttern wird also, um sie in die Nähe 
des Merodes zu locken, ein Metzen Kartoffel verheißen. In der Heimat des Spiels bilden diese 
die Hauptnahrung und gedeihen auch vortrefflich.
	        
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