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Norbert Purschka
geboren am 6. Juni 1813 zu Linz als der Sohn eines Beamten der
bischöflichen Ranzlei, studierte am Gymnasium in Linz, trat nach dessen
Absolvierung in das Priesterseminar daselbst, wurde am 11. Juni 1836
zum Priester geweiht, wirkte als Raxlan in Dietach bei Steyr und als
Pfarrer in Grünburg und pastoriert seit 1873 in Waldneukirchen, nachdem
er bereits 1863 zum Dechant des Deeanates Spital ernannt worden war.
Non seinen zahlreichen Gedichten ist der allergrößte Theil nur handschriftlich
verbreitet, ein Theil durch einen unglücklichen Zufall in Nerstoß gerathen.
Purschkas Name verdient lorbeerumkränzt in goldenen Lettern in
das Ehrenbuch der Heimat eingetragen zu werden, denn es wandelt keiner
unter uns, der so oft, so tief und klar in das Herz unseres Nolkes geschaut
hätte, als der jugendliche Priestergreis von Waldneukirchen. Lin Seelen
hirte im schönsten Sinne des Wortes, ist er zugleich ein Seelenmaler seines
Nolkes geworden, und hat die reichen Erfahrungen seines halbhundert
jährigen, segensvollen Umganges mit dem Nolke in künstlerischer Verklärung
niedergelegt in den reichen Schöpfungen seiner mundartlichen Dichtung.
Der säuberlich geordnete Manuscriptkasten, darin viele zur Zeit noch ruhen,
schließt einen wahren Schatz heimatlicher Poesie ein, der für die Eultur-
geschichte unseres Nolkes ebenso wertvoll ist, wie für die heimische Literatur.
Ernst und Scherz, Jugend und Alter, Volksscenen und Nolkscharaktere
im buntesten Wechsel, wie sie das Leben bietet, schreiten in purschkas Dich
tungen getreu verkörpert und beseelt an uns vorüber, und unseres Nolkes
Denken und Empfinden, sein äußeres wie seht inneres Leben ist darinnen
ausgemalt, wie auf Gemälden eines alten holländischen Meisters. Dazu der
frisch sprudelnde (Vuell echten Humors und die tiefe Perspective wahrer
Lebensweisheit und Herzensgüte — kurz, aus purschkas Werken redet ein
Dichter von Gottes Gnaden zu seinem Volke, das ihm überreich Ver
ehrung und Dank schuldet, und gewiß in solchem Maße auch abtragen
wird, öffnet sich einmal jenes Schatzkästlein von Purschkas Manuscrixten
in vollem Umfang.
Der erste Theil einer Auswahl von Purschkas Gedichten ist im
Jahre 1886 im Verlage des Stelzhamer-Ausschusses erschienen und durch
Jos. Wimmers Buchdruckerei in Linz beziehbar. M.
Aus da £}oslmdt. 2. Auflage.
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