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Sebastianskirche so lange, bis die Pfarrkirche ausgeweitet sei,
die Gottesdienste gehalten werden durften.
Im I. 1788 wurde die Sperrung und Profanation dieser
Kirche zum großen Leidwesen des Pfarrvolkes vollzogen; das
reichhaltige Kircheninventar mußte eingeliefert, die Altäre ihres
Schmuckes und selbst der Statuen beraubt werden; das Meßner-
nnb das Kaplanhaus wurden zur Versteigerung ausgeboten und
das geleerte Kirchengebäude der Gemeinde A. zugeschlagen. Diese
aber, mit dem Nikolaus Hnemer, Besitzer des Dorfbückhanses, an
der Spitze, beeilte sich nicht, dasselbe zu demoliren, sondern ließ
es wohlverschloßen stehen, in der Erwartung, daß friedliche und
minder kirchenstürmische Zeiten doch wieder kommen werden.
Während der dreimaligen Jnvasions- und Okkupationszeit
durch die Franzosen mußte das Gebäude als Militärmagazin
herhalten und später hatte eiu Bindermeister seine Requisiten
eingelagert.
Im 1.1812 wurden in der St. Sebastianskirche, während
in der Pfarrkirche an den Emporien gearbeitet werden mußte,
die pfarrl. Gottesdienste gehalten. Der späterhin vom Pfarrer
I. Postlbaner gestellte Antrag, daß das verfallende Kirchlein ab¬
getragen und das aus dem Abbruche gewonnene Materiale zum
Bau des neuen Pfarrhofes verwendet werden möchte, regte die
meisten Pfarrinsaffen von Andorf derart auf, daß sie einmüthig
beschloßen, dieses Kirchlein, zu dessen Bau und Instandhaltung
ihre Vorfordern so viele Opfer gebracht hätten, um jeden Preis
aufrecht zu erhalten und wieder in einen gotteswürdigen Stand
zu bringen. Und die Besitzer des Dorfbäckanwesens waren, unter
Beiwirkung anderer Gutthäter, nun eifrig bemüht, das Kirchlein
wieder in guten Bauzustand zu bringen, die exilirten Altarstatuen
zu reklamiren, die nöthigen Kirchenzierden, Paramente und Ge-
räthschaften beizuschaffen und dafür zu sorgen, daß gewiße Gottes-,
dienste wieder in Aufnahme gebracht würden. Insbesondere seit
den letzten Jahren her wurden die Altäre, die Kanzel, die Ora¬
torien und Kirchensttihle renovirt, und der Kreuzaltar mit
Statuen aus München neuhergestellt. Außer zwei Stiftmessen
werden am Kirchweihfeste, am Patrociniumsftste und sonst einig e-
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