Volltext: 33. Folge (33. 1937)

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Roach- Hasohana 5698 
Ein Jahr weohselvollen Geschickes im Leben des 
jüdischen Volkes ist abgelaufen. Das vergangene Jahr begann im Zeichen der 
entsetzlichen Unruhen in Palästina * die soviel jüdisches Blut gekostet haben, 
dessen Opfer aber, wie es häute den Anschein hat, umsonst gebracht wurde, y 
Ausser den Ereignissen in Palästina setaste aber auoh in Polen eine ungeheure 
Welle des'Antisemitismus ein, um die ohriedies schon bedrängte Lage der Juden 
Polens nur noch unerträglicher zu gestalten. 'Aber auch .tn"den:.anderen Ländern 
Europas mit ganz wenigen Ausnähmen-gestaltet sich bekanntlich die. jüdische 
Existenz von Jahr zu Jahr immer schwieriger, so dass es verständlich war,dass 
die gesamte Judenheit der Welt, im Z ij o n i a m uf s mehr und mehr die reale 
Lösung der Judenfrage erblipkte. 
Am Anfang des zerflossenen Jahres blickten wir an¬ 
gesichts das schweren Progroma in Erez Israel mit bangen Augen in die Zukunft 
und am Ende dieses verhängnisvollen Jahres 131 der zionistische Himmel leider 
Gottes mit noch schwereren düstexten Wolken verhängt. Ein ungeheures Unglück 
droht nicht nur den Juden Palästinas, nicht nur der zionistischen Bewegung, 
sondern dem gesamten jüdischen Volke, das volle 2ooo Jahre lang in allen sei¬ 
nen Gebeten und Gedanken von der 'Wiederherstellung seines Volkstums, seines 
eigenen Staates geträumt hat. 
Nachoden Unruhen wurde bekanntlich die Königliche 
Kommission eingesetzt die in monatelanger Arbelt zu dem Resultat gekommen 
ist, das heutige Palästina in zwei Teile zu spalten, den grösseren den Ara¬ 
bern zu geben und an Trans Jordanien anzuhängen, um daraus ein Königreich un¬ 
ter Emir Abdullahs Führung zu gründen und einen Küstenstrich unter Ausschluss 
von Jerusalem den Juden als eigenes Territoirum also als Judenstaat zur Ver¬ 
fügung zu stellen. Es let wohl allgemein bekannt, dass bei den offiziellen 
meist links gefärbten Zionis ten das Wort und der Begriff " Judenstaatw als ein 
"nationales" Staatsgebilde verpönt war und der Präsident der Alt-Zionistische^ 
Organisation Chaim Weizmann, wiederholt erklärt hat, die Juden brauchen und 
wollen keinen Judenst&at. Es ist ebenso jedem erinnerlich, dass Chaim Welz¬ 
mann vor der Königlichen Kommission die Lehre von der " Parität" dozierte, 
aber selbst kein Sterbenswort über den Judenstaat als Lösung der augenblick¬ 
lichen Krise verlor. Den Judenstaat in seinen historischen Grenzen, d.h. das 
heutige Palästina und Transjordanien als einzig denkbare Lösung vor der Kg 1. 
Kommission bezw. von England zu verlangen, blieb einzig und allein Vladimir 
Jabotinsky in seiner denkwürdigen Rede vorbehalten. 
0 Die Kgl. Kommission ist zu dem Entschluss gekom¬ 
men, dass das Nebeneinanderleben der beiden Völker in Palästina auf die Dauer 
unhaltbar ist und schlug einen Tel'lüngsplan vor, bei dem die Juden wohl einen 
"Judenstaat"bekommen^ dor aber nur e'in Areal von sage und'schreibe 4,ooo km um¬ 
fassen wird. Jerusalem wird eine Art Preistadt unter englischem Mandat. Zum 
Vergleich sei angeführt , dass das Land Oberösterreich ca. 12.ooo km Fläche 
hat, dass also der künftige " Judenstaat" ein Drittel von Oberösterreich aus¬ 
machen wird, ein Gebiet das praktisch zum Aufbau eines Staatswesens und sei 
es auch ein Llliputstaat einfach unmöglich erscheint. Was wollen die Menschen 
die auf • ein derart kleines Gebli? zusammengedrängt leben, eigentlich: machen, 
Landwirtschaft können sie mangels eines entsprechenden Anbaufläche nicht be¬ 
treiben und in den Städten können sie ohne ein entsprechendes Hinterland 
nicht existieren. Bleibt nur das eine übrig und das scheint auch die Ueber- 
zeugung der offiziellen Faktoren der alt-Zionistischen Oragnisatlon zu sein, 
dass auch der künftige Judenstaat von dem Rachmones-Geldern des Keren Hajes- PI 
sod und Keren Kajemeht leben soll 
Und nun kommt aber das Tragikomische an der gegen¬ 
wärtigen Situation. Weizmann und sein Anhang die wie die Wilden auf Jabotins¬ 
ky hergefahren sind,we 11 er vor der Könlgl. Kommission den Judenstaat ver¬ 
langt hat und ihn vor ganz wenigen Monaten noch in ihrer Presse mit den un¬ 
flätigsten Namen beschimpften, dieser selbe Weizmann und sein Anhang haben 
diesen Spless umgedreht und machen heute auf einmal iß "Judenstaat. Ja, die¬ 
ser letzte €■■■■■■&-Kongress in Zürich, der unter Ausschluss der Oeffent- 
lichkelt tagen musste, weil Herr Weizmann und Konsorten das Licht der Öffent¬ 
lichkeit aus Scham für ihren entsetzlichen Umfall scheuten, dieser letzte 
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