Volltext: 24. Folge (24. 1936)

Inzwiscnen dauern die Unruhen an. Täglich melden Radio und Presse 
von neuen brandsbifHungen und Verheerungen. Was ein unbeugsamer Wille, 
was unuer ungeheueren Opfern in mühsamer, jahrelanger Arbeit aufgetaut 
worden war, wird heute von den Arabern in nächtlichen Überfällen wieder 
dem Boden gleichgemacht. Und wir Juden müssen zusehen....,wie unzuläng¬ 
lich noc^heute britische Schutz ist, der beinahe 6 Wochen lang kei¬ 
neswegs imstande ist, die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, der zu 
schwach ist, unser Aufbauwerk nach allen Richtungen hin zu schützen. 
So also sieht in Wahrheit die im Völkerbund-Mandat verbürgte und 
garantierte Sicherheit aus und so wird sie von der Palästina-Administra¬ 
tion realisiert. Auf Gedeih und Verderben ist das gigantische Werk, das 
ln Erez Isr*el geschaffen wurde, der Willkür und den Ränken einer 
sSSä und zionisten-jeindlichen Verwaltiang ausgeliefert. 
Noch weiß man nicht, welchen Gang die Ereignisse in Palästina noch 
nehmen werden. Die inneren Unruhen, aber auch weltpolitische Erwägungen 
treiben heute in Palästina zur Entscheidung. Durch, die Annexion Abessi- 
niens seitens Italien ist Palästina zu einem Eckpfeiler der britischen 
geworden. Der geographisch und strategisch ungemein wichtige 
weuTiisptpkt der Mitteimeer-Flotte Haifa mit seinem großen Petroleum- 
Tankhafen gewinnt angesichts der neuen Situation im Mittelme-er immer 
mehr an Bedeutung. 
Obwohl die traurigen Vorkommnisse in Palästina einen großen und em¬ 
pfindlichen Rückschlag In wirtschaftlicher Hinsicht bedeuten, obwohl so 
viele unschuldige Juden ihr Leben hingeben mußten, haben die Geschehnisse 
doch zur Folge gehabt, daß bis auf einige wenige linksextremistische 
Gruppen der ganze Jlschuw in unerschütterlicher und unbeugsamer Einheit 
zusammenstehen. Wenn das Volk in Gefahr, dann ist keine Zeit für ideolo¬ 
gische Auseinandersetzungen. Alle sind bereit, wenn es sein muß, Schulter 
an Schulter zu kämpfen und füreinander einzustehen, für das, was uns al¬ 
len über alle Gegensätzlichkeiten hinweg das Heiligste ist, für den bitter 
erworbenen und bearbeiteten Boden Erez Israels. 
Auch England scheint bereits zu erkennen, wer der wertvollere und 
vertrauenswürdigere Teil der palästinensischen Bevölkerung ist. In gerade¬ 
zu auffälliger Weise hat sich die Politik der Administration -wohl unter 
dem Eincisraok der Welt-Öffentlichkeit- den Juden gegenüber geändert. Trotz 
der ars-fc€schen Streikparole, die jede jüdische Einwanderung eingestellt 
haben will, hat die Administration die neue Einwanderungs—Schedule mit 
lj.,500 Zertifikaten für das nächste Halbjahr bemessen und damit deutlich 
das Abrücken von ihrer bisherigen Taktik zum Ausdruck gebracht. In Jeru¬ 
salem wurde der arabische Bürgermeister, der dem Streik-Komitee angehört 
abgesetzt und dafür Dr« AUSTER, ein Österreicher, zum Bürgermeister er¬ 
nannt. Außerdem wurde an der Mündung des Jarkon ein provisorischer Hafen 
für Tel-Awiw eröffnet, demnach der erste jüdische Hafen, den die Juden 
scnon seit Jahr und Tag vergeblich verlangt hatten.- In den letzten Tagen 
haben aber die Unruhen einen ausgesprochen england-feindlichen'Charakter 
angenommen. Sympathie-Kundgebungen in Transjordanien, Syrien u.s.w. deu¬ 
ten rücksichtslos auf die panarabischen Hintergründe und Machtbestrebun¬ 
gen hin. Immer mehr muß England erkennen,, wie wichtig für ihn auf diesem 
Posten ein verläßlicher Freund ist, ein Volk, dessen Bestrebungen sich 
mit den Interessen seiner Weltraum-Politik koordinieren. 
Die letzten Wochen haben aber noch die unwiderlegliche Klarheit ge¬ 
bracht, daß der Zionismus ein ausschließlich politisches Problem ist 
Selbst wenn wir doppelt soviel Boden besäßen wie heute, xväre unsere Situ¬ 
ation nicht besser als heute; es hätten die Araber die Möglichkeit uns 
soppolt soviel zu zerstören und uns noch größeren Schaden zuzufügen, 
England und das jüdische Volk wissen genau, was der Zionismus will. 
Aber auch die Araber wissen es und versuchen zum letzten Male verzre'fel4- 
dagegen anzukämpfen. Im Mittelpunkt allen zionistischen Denkens sieht 
die Wiederaufrichtung eines jüdischen Selbstschutzes im Form (Ter jüdisch,.-
	        
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