Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Das Ende des Aufenthaltes in der Schweiz. 
Handlung von seinwollenden Philosophen. Mein Gott, was für Buch- 
stabenmenschen und Sklaven sind noch darunter!" 
Nachdem der briefliche Verkehr beider Freunde längere Zeit geruht 
hatte, erhielt Hegel, als er im August 1796 von seiner Alpenreise 
nach Tschugg zurückgekehrt war, wieder Nachrichten von Hölderlin zu 
gleich mit dem Antrage einer Hauslehrerstelle in Frankfurt am Main. 
Hocherfreut über die eröffnete Rückkehr nach Deutschland und die Wieder 
vereinigung mit dem geliebten Freunde, hat Hegel in seiner flüchtig und 
ungenau datirten Antwort („Tschugg bei Bern, Herbst 1796") die Stelle, 
so viel an ihm lag, sogleich angenommen. Haltung und Ton der Antwort 
bezeugen hinlänglich, daß der Briefwechsel einige Zeit pausirt hatte, 
denn sie beginnt gleich mit den Worten: „So wird mir doch einmal 
die Freude, wieder etwas von Dir zu vernehmen; aus jeder Zeile 
Deines Briefes spricht Deine unwandelbare Freundschaft zu mir; ich 
kann Dir nicht sagen, wie viel Freude er mir gemacht hat, und noch 
mehr die Hoffnung, Dich bald selbst zu sehen und zu umarmen"? 
Wir erinnern uns jenes Stammbuchblattes aus der tübinger Zeit, 
welches Hölderlin seinem Freunde Hegel gewidmet hatte: es enthielt 
die Mahnung zu großen Thaten mit den Worten des Goetheschen 
Pylades, denen wie ein geheimnißvolles Zeichen hinzugefügt war: 
„Symbolum. "Ev xcu icäv." Es war ein Lieblingswort Hölderlins, 
das sich auch in einem Briefe an seinen Stiefbruder (Frankfurt, 2. Juni 
1796) wiederfindet? 
Nunmehr hatte dieses Wort für Hegel eine ganz andere und 
tiefere Bedeutung gewonnen, als es wohl beim ersten Anblick gehabt 
haben mochte. War cs nicht in der bündigsten Formel das Thema 
der neuen und neuesten Philosophie, der Grundgedanke aller Religion 
und Philosophie, das Zeichen ihrer Einheit, das große Mysterium der 
Welt? Was hätte man auch zu Eleusis in allerlei Zeichen, Sinn 
bildern und Gestalten Anderes und Tieferes verkündigen wollen und 
können, als das göttliche Allleben in den Erscheinungen der Welt? 
Diese Gottheit anzuschauen, sich ihr mit völliger Selbstentäußernng 
hinzugeben, in ihre Tiefe sich zu versenken, mit ihr sich zu vereinigen 
1 Briefe von und an Hegel. I. S. 17 u. 22. (16. April und 30. Auguft 1795.) 
Ueber Fichtes Conflicte mit den Studentenorden in Jena vgl. dieses Werk. 
Bd. V. (2. Aufl.) Buch II. Cap. III. S. 278—383. — 2 Briefe von und an 
Hegel. I. S. 23—26. — » Vgl. oben Cap. I. S. 14. Fr. Hölderlins sämmtl. 
Werke. Herausg. von Chr. Theodor Schwab. Bd. II. S. 28.
	        
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