Die Subjektivität.
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1 Bd. V. B. Das Urtheil der Reflexion. S. 89-98. VI. § 174. Zus.
8 175 flgd. S. 337-840. (S. 389 flgd.)
2. Das Urtheil der Reflexion.
Darunter versteht Hegel die Urtheile der Quantität, wie sie in
der gewöhnlichen Logik heißen: das singulare, particiflare und uni
verselle Urtheil. Die Subjecte dieses Urtheils sind die Einzelnen in
der Beziehung zu ihres Gleichen, zu den Individuen ihrer Art und
Gattung; die Prädicate dieses Urtheils sind die wesentlichen Be
ziehungen, wie nützlich, gefährlich u. s. f. In den Urtheilen des Da
seins -ist das Prädicat dem Subjecte inhärent, da es eine sinnliche
Beschaffenheit ist, hier dagegen, in den Urtheilen der Reflexion, ist
es ihm übergeordnet, da es sich auf Arten und Gattungen erstreckt.
Dort herrscht das Verhältniß der Jnhärenz, hier das der Sub
sumtion.
Daher besteht auch die Entwicklung dieses Urtheils in der fort
schreitenden Entwicklung des Subjects: dieser Einzelne, Einige dieser
Art oder Gattung, alle Einzelnen; das Urtheil der Einzelnheit, das
der Besonderheit, das der Allheit. Man könnte als ein sehr gutes
und echt hegelsches, an dieser Stelle nicht gebrauchtes Beispiel die
menschliche Freiheit nehmen. „Einer ist frei: dieser Einzelne." So
urtheilt der orientalische Despotismus: das singulare Urtheil.
„Einige sind frei: nämlich die Bürger." So urtheilt die aristokratische
Republik im Alterthum: das particulare Urtheil. „Alle sind frei."
So urtheilt das Christenthum: das universelle Urtheil, das Urtheil
der Allheit. Das singulare Urtheil ist positiv, das particulare ist
sowohl positiv als auch negativ: wenn Einige frei sind (die Bürger),
so liegt darin, daß Einige auch nicht frei sind (die Sclaven). Das
universelle Urtheil weist schon hin auf das wahrhaft Allgemeine, den
Begriff der Gattung, und schreitet fort zu dem Urtheile der Nothwendig
keit. Alle Menschen sind der Mensch. „Das Allgemeine erscheint
hier nur als ein äußeres Band, welches die für sich bestehenden und
dagegen gleichgültigen Einzelnen umfaßt. In der That ist jedoch das
Allgemeine der Grund und Boden, die Wurzel und die Substanz des
Einzelnen." „Das Allgemeine ist nicht nur etwas außer und neben
andern abstracten Qualitäten oder bloßen Reflexionsbestimmungen,
sondern vielmehr das alles Besondere durchdringende und in sich Be
schließende." *