Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die Erscheinung. 
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- Ebendas. B. Das Verhältniß der Kraft und ihrer Aeußerung, a. Das 
Bedingtsein der Kraft. S. 164—167. — 2 Ebendas. S. 167. 
2. Das Verhältniß der Kraft und ihre Aeußerung. 
Der Widerspruch liegt in der relativen Selbständigkeit der Theile 
oder, was dasselbe heißt, in der Fassung des Ganzen als eines „todten 
mechanischen Aggregats". Die Auslösung dieses Widerspruchs besteht 
in der Aufhebung jener Selbständigkeit oder in der Fassung des 
Ganzen als einer Einheit, welche die Selbständigkeit der Theile negirt, 
also, wie Hegel sagt, als deren „negative Einheit". Das Ganze ist 
demnach so zu begreifen, daß es die Theile nicht als gegeben hat, son 
dern daß es dieselben macht, indem es nicht getheilt ist, sondern sich 
theilt und differenzirt; daß es die Theile nicht bloß enthält, sondern 
auch zusammenfaßt und zusammen hält: es ist, kurz gesagt, nicht 
mechanisch, sondern energisch; es ist Energie oder Kraft, deren 
Correlatnm die Aeußerung ist. Der Begriff des Ganzen und der 
Theile erhebt sich in den Begriff der Kraft und ihrer Aeußerung: die 
zweite und höhere Form des wesentlichen Verhältnisses. Von der 
mechanischen Erklärungsart der Erscheinungswelt wird fortgeschritten 
zur dynamischen. 
Die Kraft ist nicht zu denken ohne einen Träger, d. i. ein Sub 
strat oder eine Materie, der sie zukommt und inwohnt, wie die mag 
netische Kraft dem Eisen, die elektrische dem Bernstein u. s. f. Wegen 
dieser ihrer Zusammengehörigkeit sind Kraft und Materie Wechsel 
begriffe, man redet bald von der magnetischen und elektrischen Kraft, 
bald von der magnetischen und elektrischen Materie. So wird auch 
statt der Anziehungskraft der Materie oder Masse ein feiner Aether 
angenommen, der alles zusammenhält? 
Die Kraft als Eigenschaft eines Dinges oder einer Materie befindet 
sich im Zustande der Ruhe; in ihrem Wesen liegt aber, daß sie thätig 
ist, daher muß sie aus dem Zustande der Ruhe in den der Thätig 
keit übergehen, was nur dadurch geschehen kann, daß sie zur Thätig 
keit erregt oder sollicitirt wird, sie muß einen Anstoß empfangen, 
der auf sie nur von einer anderen Kraft ausgeübt werden kann. Kraft 
setzt Kraft voraus. „Die Thätigkeit der Kraft ist durch sich selbst als 
durch das sich Andere, durch eine Kraft bedingt." 
Beide Kräfte verhalten sich so zu einander, daß die eine sollici 
tirt ist, die andere sollicitirt wird; jene giebt den erregenden Anstoß,
	        
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