Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Der Geist. 
sie, er hätte sie mit einiger Besonnenheit vermeiden können, aber eben 
diese Besonnenheit verträgt sich nicht mit der Art seines Charakters 
und seiner Leidenschaft. „Dem sittlichen Selbstbewußtsein stellt auf 
diese Weise eine lichtscheue Macht nach, welche erst, wenn die That 
geschehen, hervorbricht und es bei ihr ergreift; denn die vollbrachte 
That ist der aufgehobene Gegensatz des wissenden Selbst und der ihr 
gegenüberstehenden Wirklichkeit." Tiefsinnig und treffend sagt Hegel 
von dem tragischen Charakter: „indem durch die That auch das Nicht 
wissen sein Werk ist, setzt er sich in die Schuld, die ihn verzehrt"/ 
Das Schicksal ist dunkel, weil es der Charakter in der Gewalt 
seines Pathos durch seine That und Schuld sich selbst verhüllt; es 
ist gerecht, weil es die beiden wider einander empörten und los 
stürmenden Mächte der sittlichen Welt unterwirft und verschlingt. „Erst 
in der gleichen Unterwerfung beider Seiten ist das absolute Recht voll 
bracht und die sittliche Substanz als die negative Macht, welche beide 
Seiten verschlingt, als das allmächtige und gerechte Schicksal auf 
getreten." 2 
II. Der Rechtszustand/ 
1. Der Uebergang. 
In dem Schicksal, welches die beiden Mächte der sittlichen Welt, 
diese Jncarnationen des göttlichen und des menschlichen Gesetzes, ver 
schlungen und damit auch ihren lebendigen Einklang vernichtet hat, 
ist das Reich der Sittlichkeit selbst zu Grunde gegangen und läßt 
nichts übrig als die Elemente, die aus seiner Auflösung hervorgehen. 
Wir kennen ja das Wesen des sittlichen Geistes: jenes Ich, welches 
Wir, jenes Wir, welches Ich, jenes Individuum, welches eine Welt 
ist/ Diese Welt ist untergegangen, es bleibt nichts übrig als das Ich; 
das Wir ist aufgelöst und läßt nichts zurück als das Ich, das leere, 
unerfüllte Ich. Die sittliche Welt ist in das Selbstbewußtsein zurück 
gegangen, aus dem sie hervorgegangen war. Dieses Selbstbewußtsein 
ist das Schicksal, welches sie verschlungen hat. 
Das Schicksal hat sich uns in dreifacher Bedeutung dargestellt 
und erklärt: als das dunkle Schicksal, welches man Verhängniß nennt, 
als das gerechte oder die Nemesis, zuletzt als das leere, dessen Noth- 
- Ebendas. S. 837 u. 338, S. 341, S. 348. — - Ebendas. S. 343. - 
- Ebendas. S. 348-354. - * S. oben S. 354 flgd., S. 373.
	        
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