Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

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Herkunft und Lehrjahre. 
Königthums, der Rückzug der Alliirten, die Aera der französischen 
Republik, die Hinrichtung des Königs, die Herrschaft des Schreckens 
unter Robespierre. Während dieser Gang ungeheurer Ereignisse die 
Welt erschütterte, durchlief Hegel in den beschriebenen Stationen seine 
Laufbahn im tübinger Stift. 
3. Freundschaften. Der politische Club. 
Nach altwürttembergischen Schuleinrichtungen hieß die alljährliche, 
mit dem Ende des Sommersemesters stattfindende Beförderung einer Anzahl 
Schüler vom Gymnasium zur Universität, von den niederen Seminarien 
oder Klosterschulen in das tübinger Stift eine „Promotion" und deren 
Glieder „Compromotionalen", die nach dem Werthe ihrer Fähigkeiten 
und Leistungen genau abgestuft und locirt wurden. Hegel war in 
seiner Promotion der dritte, der erste war ein gewisser Renz, welcher 
die großen Hoffnungen, welche man von ihm hegte, durch seinen früh 
zeitigen Tod nicht zu erfüllen vermocht hat. Sein vertrautester Freund 
unter den Compromotionalcn war Fink, später Pfarrer in Hohen- 
memmingen, dem wir auch unter den Stammbuchfreunden begegnen. 
Zwei seiner akademischen Jugendfreunde sind von hervorragender, 
auch im Andenken der Welt fortlebender, auf ihn selbst einflußreicher 
Bedeutung gewesen: dem einen war das unseligste aller Menschenloose, 
dem andern eines der glücklichsten beschieden. Diese beiden Jünglinge 
waren Friedrich Hölderlin aus Nürtingen, geboren den 20. März 1770 
zu Lauffen am Neckar, und Friedrich Wilhelm Josef Schelling aus 
Leonberg, geboren den 27. Januar 1775: jener einer der gleichzeitigen 
Studiengenossen Hegels, dieser schon in seinem sechszehnten Jahre 
Student und Stiftler, in seiner Promotion der erste, durch hebräische 
Sprachkenntnisse ausgezeichnet, ein «ingenium praecox», wie ihn sein 
Vater selbst bezeichnete, als derselbe, Prediger und Professor in Beben 
hausen, den Sohn im October 1790 in das tübinger Stift brachte? 
Die enthusiastischen Gefühle, welche durch die französische Revo 
lution erregt waren, hatten sich bis in das Stillleben des tübinger 
Stifts fortgepflanzt und besonders bei den Studirenden aus der 
überrheinischen Grafschaft Mömpelgard, welche damals noch zum Herzog 
thum Württemberg gehörte, die feurigste Theilnahme gefunden. Tübingen 
galt als ihre Landesuniversität und bot ihnen Stipendien. Hier wurde 
1 Vgl. dieses Werk. Bd. VI. (2. Aufl.) Buch I. Cap. I. S. 9. (Jubi 
läumsausgabe Bd. VII.)
	        
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