Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die beobachtende Vernunft. 
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> Ebendas. S. 187-191, S. 194. - - Ebendas. S. 169-816. 
nicht ebenso zugänglich sind, da es sich hier um die Beziehungen zwischen 
einem inneren, dem Blicke der Vernunft verschlossenen Wesen und 
äußeren Erscheinungen handelt (um Beziehungen nicht zwischen Aeußerem 
und Aeußerem, sondern zwischen Innerem und Aeußerem). Nuu sieht 
die beobachtende, auf die äußeren Objecte gerichtete Vernunft sich ge 
nöthigt, das Innere einem Aeußeren gleichzusetzen und dadurch völlig 
zu verkennen und zu verkehren; sie wird in dieser Betrachtnngsart 
bis zu einem Extrem fortschreiten, aus welchem die Verkehrtheit ein 
leuchtet und dadurch eine Umwandlung des Bewußtseins, d. h. seine 
Erhebung auf eine neue Stufe herbeigeführt wird. 
Die Betrachtung der organischen Dinge erweckt in der beobachten 
den Vernunft einen Begriff, ohne welchen diese Objecte, die sich selbst 
gliedern, erhalten und fortpflanzen, d. h. sich selbst entwickeln, nicht 
gedacht werden können, d. i. der Zweckbegriff oder die Teleologie. 
Dieser Begriff will auf drei, immer tiefer eindringende Arten gefaßt 
werden: 1. als die äußere, zweckmäßige Beziehung der organischen 
Natur auf die unorganische, der lebendigen Wesen auf die äußeren 
Lebensbedingungen, als da sind Licht, Luft, Wasser, Erde, Zonen, 
Klimate u. s. f.; 2. als die zweckthätige, intelligente Kraft, welche die 
organischen Wesen baut und gestaltet, wie der Mechaniker seine 
Maschine; denn der Zweckbegriff ist sowohl ein bewußter Vernunft- 
begriff als auch gegenständlich, also muß er „in einem andern Ver 
stände" sein, der als Werkmeister der organischen Dinge gilt; endlich 
3. als der den organischen Wesen selbst inwohnende Lebenszweck, 
als die organische Einheit, welche nach dem Vorbilde des Aristoteles 
(den Hegel nicht nennt) mit dem Worte Seele zu bezeichnen ist. 1 
Nun sucht die beobachtende Vernunft die Art und Weise zu erkennen, 
wie die Seele und Seelenthätigkeit erscheint, oder dasjenige Aeußere, 
welches der Ausdruck dieses Innern (Seele) ist. Ich wüßte nicht kürzer 
das Thema auszusprechen, welches die Phänomenologie unter der Ueber- 
schrift „Beobachtende Vernunft" in einem ihrer längsten und sprachlich 
schwierigsten Abschnitte ausführt? 
In aller Zweckthätigkeit handelt es sich um die Verwirklichung 
eines Begriffs: der zu verwirklichende Begriff ist das Erste, der ver 
wirklichte ist das Letzte; jener verhält sich zu diesem, wie der Plan 
des Hauses zu dem planmäßig ausgeführten Bau. Daß auf diese
	        
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