Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Die beobachtende Vernunft. 
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* Ebendas. S. 180 u. 181. — 2 Ebendas. S. 181, — 3 Ebendas. S. 181. 
der sinnlichen Eigenschaften, noch keineswegs um die Ordnung und 
das System der Dinge zu thun ist; die Beobachtung dagegen geht auf 
das Wesen der Dinge, auf deren inneren Zusammenhang und Ein 
heit, sie ist auf den Zweck der Erkenntniß gerichtet und von demselben 
geleitet. In dieser Absicht unterscheidet sie die wesentlichen Merkmale 
von den unwesentlichen. „Wenn es diesem Suchen und Beschreiben 
nur um die Dinge zu thun zu sein scheint, so sehen wir es in der 
That nicht an dem sinnlichen Wahrnehmen fortlaufen, sondern 
das, woran die Dinge erkannt werden, ist ihm wichtiger als der 
übrige Umfang der sinnlichen Eigenschaften, welche das Ding selbst 
nicht entbehren kann, aber deren das Bewußtsein sich entübrigt. Durch 
diese Unterscheidung in das Wesentliche und Unwesentliche hebt 
sich der Begriff aus der sinnlichen Zerstreuung empor, und das Er 
kennen erklärt darin, daß es ihm wenigstens eben so wesentlich um 
sich selbst, als um die Dinge zu thun ist." 1 
Da nun die wesentlichen Merkmale zugleich die wesentlichen Er 
kenntnißgründe sind oder sein sollen, so redet Hegel hier von „dieser 
gedoppelten Wesentlichkeit", auf die sich alle vernunftgemäße Erkenntniß 
der Dinge gründet, denn sie gründet sich darauf, daß, was die Ver 
nunft als die wesentlichen Unterschiede erkennt, auch in der Natur der 
Dinge die wesentlichen Unterschiede sind. „Die Merkmale sollen nicht 
nur wesentliche Beziehung auf das Erkennen haben, sondern auch die 
wesentlichen Bestimmtheiten der Dinge, und das künstliche System soll 
dem System der Natur selbst gemäß sein und nur dieses ausdrücken."^ 
Diese Uebereinstimmung zwischen dem logischen und dem natür 
lichen System der Dinge, zwischen Begriff und Wirklichkeit, zwischen 
Denken und Sein ist recht eigentlich das Thema und Ziel der be 
obachtenden Vernunft. Bevor diese Einheit gesunden und festgestellt 
ist, waltet in dem Suchen der wesentlichen Merkinale der unwillkürliche 
Erkenntnißtrieb der Vernunft oder „der Vernunftinsiinct", wie Hegel 
treffend sagt, „denn die Vernunft verhält sich nur als solcher in dieseni 
Beobachten". ^ 
Zu der Natur der Dinge gehören ihre Veränderungen und deren 
wesentliche Merkmale und Bedingungen; die wesentlichen Bedingungen, 
unter welchen die Veränderungen geschehen, sind die Gesetze, daher 
kann ohne die Erkenntniß der Gesetze der wahre und reine Begriff
	        
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