Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Erster Theil] (8,1 / 1901)

Hegels Aufsätze im kritischen Journal. 
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> Hegels Werke. I. S. 62-79. (S. 64.) — 2 Ebendas. S. 79-97. (S. 84.) 
— 3 Ebendas. S. 83. 
Jacobi habe die Lehre Spinozas falsch wiedergegeben und ver 
unstaltet, weil er in den Begriff des ewigen Folgend, nämlich der 
Wahrheiten, die von Ewigkeit zu Ewigkeit sind, die Causalität und 
Zeitfolge eingemischt und dadurch dem Spinoza den'ungereimten Be 
griff der „ewigen Zeit" zugeschrieben habe; während Zeit, Succession, 
empirisches Geschehen bei Spinoza Borstellungsarten der Imagination 
sind. Freilich, was die Causalität betrifft, so hätte Jacobi gegen 
Hegel sich darauf berufen können, daß Spinoza ausdrücklich gelehrt 
habe, Gott sei die bewirkende Ursache (causa efficiens) nicht bloß des 
Wesens, sondern auch des Daseins aller Dinge Mir. I. Prop. XXV). 1 
Die Hauptpunkte aber, gegen welche Hegel seine Angriffe sammelt 
und schärst, betreffen Jacobis Polemik wider Kant, die Art und 
Tendenz dieser Polemik; er nennt sie bitter und bissig, gehässig und 
hämisch, verschreiend und verunglimpfend, in gedankenleerer Weise 
polternd und zankend und, was das Schlimmste ist, ungerecht und falsch, 
da Jacobi die Lehre Kants nicht bloß schmühsüchtig behandelt, sondern 
falsch citirt und „galimathisirt", d. h. durch falsche Erklärung und 
Deutung Kants Sinn in Unsinn verkehrt habe; wie er ja auch den 
Spinoza durch die ihm zugeschriebene Absurdität einer ewigen Zeit 
„galimathisire". Die Polemik Jacobis konnte nicht schärfer verurtheilt 
werden: sie bestehe aus drei Bestandtheilen: Schmähen, falschem Citiren 
und „Galimathias".^ 
Kant hat gelehrt, daß es im Wechsel der Erscheinungen etwas 
Beharrliches geben müsse, daß dieses Beharrliche die Substanz und die 
einzige erkennbare Substanz die Materie sei; dagegen sei das Ich kein 
Gegenstand der Erfahrung, also ohne erkennbare Realität und Sub- 
stantialität (Beharrlichkeit). Nun lasse Jacobi ihn lehren: „das Ich 
borge seine Realität und Substantialität von der Materie". 
„Heißt nicht", so fährt Hegel fort, indem er jenes erschreckende Wort, 
das Lessing in seinem Gespräch mit Jacobi von der Art und Weise 
gebraucht hat, wie die Leute noch jetzt den Spinoza behandeln, nun 
mehr, indem er es verstärkt, auf Jacobis Verhalten gegen Kant an 
wendet: „heißt nicht Kant so zu citiren und behandeln, mit ihm 
schlechter als mit einem todten Hunde umgehen?" 
Kants große Theorie, daß der Verstand nur Erscheinungen er 
kenne, nichts aber von den Dingen an sich, Kants unsterbliches Ver-
	        
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